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Dr. L. Sander und Dr. Hennig.
Die Seuche ist nach Mitteilungen Tiieiler’s verbreitet in ganz Südafrika und nahm einmal großen Umfang an, als Rinderpestimpfungen mit defibriniertem Blute gemacht wurden. Auch Laveran 1 ) hält die Galziekte für eine Trypa- nose und unterscheidet zwei Arten, die Tryp. theileri und transvaaliense. Erstere wurde, wenn auch nur in geringer Anzahl, stets im Blute der erkrankten Tiere nachgewiesen, während Tryp. transvaaliense von Theiler nur im Blute eines gleichzeitig an Babesiosis und Rinderpest erkrankten Rindes zur Beobachtung gelangte.
Übertragungsversuche auf Pferd, Schaf, Ziege, Meerschweinchen, Ratte und Maus blieben erfolglos.
Nach Laveran ist die Gfallseuche eine durch Tryp. theileri hervorgerufene, unter dem Bilde hochgradiger Anämie schnell tödlich verlaufende Krankheit. Der Parasit ist 30—65 fi lang. In defibriniertem Blute hält sich derselbe 4—9 Tage, während er in Wasser sehr schnell zugrunde geht.
Die anatomischen Veränderungen bestehen in Milztumor und Ecchy- mosierung des Perikards.
Die Verbreitung der Krankheit findet wahrscheinlich durch Zecken statt; Theiler beschuldigt Rhipicephahis decoloratus Koch.
IV. Rinderpest.
Die Rind erpest ist eine dem Rindergeschlecht eigentümliche, höchst ansteckende und bösartige Infektionskrankheit, welche auf sämtliche Wiederkäuer (Schaf, Ziege, Hirsch, Büffel, Auerochse, Antilope, Kamel, Gazelle usw.) übertragbar ist.
Püning will auf Sumatra die Rinderpest auch bei Schweinen beobachtet haben. Die Krankheitserscheinungen und der Verlauf sollen dieselben gewesen sein, wie beim Rind.
Für die Seuche nicht empfänglich sind Pferd, Fleischfresser und Geflügel.
Gewöhnlich werden die Tiere nur einmal von der Krankheit befallen und sind dann, falls sie dieselbe überstellen, lebenslänglich immun.
In früheren Zeiten wurde die Seuche wohl auch genannt: Löser dürre, Löserseuche, gemeine Viehseuche, H o r n v i e h s e u c h e, V i e h p e s t, Ubergalle, Rindviehstaupe, Magenseuche, Lungensucht usw.
Geschichte und geographische Verbreitung.
Die Rinderpest ist eine uralte Seuche, deren Geschichte bis in das Altertum hineinreicht; schon Columella beschreibt die Symptome und die Verheerungen, welche die Krankheit angerichtet. Ihre Heimat waren die Steppengebiete des östlichen Europa und Zentralasiens.
Durch die Kriegszüge des Mittelalters auch in Westeuropa eingeschleppt, verbreitete sich die Seuche vom Kriegsschauplatz aus allmählich weiter über Illyrien, Italien, Frankreich und Belgien.
Erst vier Jahrhunderte später wird der Kraukheit wieder Erwähnung getan: sie trat im Heeresgefolge Karls des Großen auf und wurde durch dessen Kriegszüge in ganz Europa verbreitet. Bereits hier wird von den Geschichtsschreibern besonders hervorgehoben, daß nur das Ri ndergeschlecht an der Pest erkrankte. Im
0 Laveran, Au sujet de deux Trypanosomes de bovides du Transvaal. Compt. rend. de l’Academie des scienses. Rr. 18. 1903.