Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
Seite
769
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Tropische und subtropische Viehseuchen.

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Anschluß an diesen Seuchenzug herrschte die Krankheit 830 in Bulgarien, 850 in Frankreich, 87078 in Deutschland, 940 in West- und Südeuropa.

Erst im 13. Jahrhundert drang dann, durch die Mongolen und Tartaren ein­geschleppt, wiederum die Rinderpest in Europa herein.

Besonders heftig trat die Seuche zur Zeit des dreißigjährigen Krieges auf. Auch im 18. Jahrhundert richtete die Rinderpest besonders große Verheerungen an (nordische r Krieg, Erbfolgekrieg, siebenjähriger Krieg). So herrschte dieselbe 17091717 im Don- und Wolgagebiet, kam von hier nach Moskau, Polen, Ungarn, Preußen, Österreich, Süddeutschland, Schweiz, Italien, Frankreich, Holland und England. Es sollen 17111714 allein 1 % Millionen Rinder gefallen sein. Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts war dann die Rinderpest in fast allen Staaten Europas stationär. 1844 wurde die Seuche aus Rumänien und Anatolien auch nach Ägypten eingeschleppt. Späterhin trat die Rinderpest vereinzelt wieder auf, insbesondere zur Zeit der großen Kriege.

Während in Europa die Seuche zurzeit erloschen ist, herrscht sie in Asien noch ausgedehnt. 1892 wurde die Rinderpest von Korea auch nach Japan ver­schleppt, wo in diesem Jahre 5184 Tiere getötet wurden. In den Jahren 1896 und 1897 richtete die Rinderpest ungeheuren Schaden an, namentlich in Afrika, wo sie in Abessinien, im Somalilande, in Ostafrika, Zentralafrika, Deutsch -Süd westafrika und Südafrika fast den gesamten Viehbestand hinwegraffte. In denselben Jahren trat sie auch in Bombay, Annam und Siam (Bangkok) auf, und wurde von hier auch nach Borneo, S.umatra und Java ver­schleppt. Bereits im Jahre 1902 fand ein neuer Seuchenzug in Deutsch-Südwest­afrika statt. Amerika ist zurzeit noch frei von der Seuche.

Es würde hier zu weit führen, wollte ich näher auf diese Daten eingehen; zur schnellen Orientierung über die zeitliche und örtliche Verbreitung der Seuche mögen diese kurzen Angaben genügen.

Pathologische Anatomie.

Je nach der Krankheitsdauer bieten die Resultate der Sektion auch gewisse Abweichungen; jedoch betreffen die Veränderungen im wesentlichen die Schleim­häute der Verdammgs- und Respirationsapparate, während die übrigen krankhaften Veränderungen auch bei anderen Infektionskrankheiten angetroffen werden und be­deutungslos sind.

Die Kadaver sind stark abgemagert. After ist häufig offenstehend, der Mast darin hervorgedrängt, seine Schleimhaut geschwollen und dunkelrot gefärbt. Aus dem After fließen mitunter noch jauchige, übelriechende Durchfallsmassen. Die gleichfalls hervorgetretene Scheide ist, namentlich in der Clitorisgegend, mit blutigen Flecken und Streifen besetzt. Die Umgebung der Augen, des Maules und der Nasenlöcher zeigt einen gelblichen, schmierigen Schleimbelag. Zu­weilen finden sich Pusteln auf der Haut und dem Euter. Die Schleimhaut der Nase, des Maules und des Rachens ist fleckig gerötet und läßt unter gelb­grauen, käsigen Auflagerungen diphtheritische Entzündung in Form von geschwürigen, geröteten Schleimhautdefekten erkennen (Eros io ns ge schwüre).

Dieser Befund ist am ausgeprägtesten an der Schleimhaut der Lippen, am Zahnfleischrande, an den Seiten flächen der Zunge und an derBacken- Schleimhaut.

Die Muskulatur ist schlaff, mitunter graubraun gefärbt.

Das Blut ist teerartig und schlecht geronnen. Die weißen Blutkörperchen stark vermehrt. Die Vermehrung betrifft die polynukleären Leukocyten, dagegen

Mense, Handbuch der Tropenkrankheiten. III. 49