Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
Seite
764
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Dr. L. Sander und Dr. Hennig.

Edingtox hatte auf Grund der Erfahrung, daß abgeschwächtes Virus imstande ist, gesunde Tiere gegen eine natürliche Infektion zu schützen, Versuche hiermit angestellt. Da aber die Empfänglichkeit der Pferde für das Virus eine sehr ver­schiedene war, so lag hierin bei der Anwendung die größte Schwierigkeit. Das Verfahren Edixgtoxs bestand mm darin, daß er einen Impfstoff zusammensetzte aus Serum von gesalzenen Pferden, gemischt mit virulentem Blut von erkrankten Tieren. Die Einspritzungen erfolgten dreimal in Zwischenräumen von mehreren Tagen; dabei wurde die Virulenz des Impfstoffes jedesmal vermehrt durch ent­sprechenden Zusatz einer größeren Menge virulenten Blutes zu einer geringeren des Serums. Die letzte, etwa nach Verlauf von 14 Tagen erfolgende Injektion wird mit nur virulentem Blut gemacht.

Kochs Bestreben war, ein verbessertes Serumverfahren zu finden. Zu diesem Zwecke injizierte er gesalzenen alten Pferden monatlich zweimal große Dosen (bis 2 Liter) frischen, virulenten Blutes und prüfte dann nach etwa 3 Monaten deren Serum. Dasselbe bewirkte 100 ccm 24 Stunden vor Einverleibung der tödlichen Virusdosis gegeben den Schutz empfänglicher Pferde. Auch war das Serum, wenn es noch am vierten Tage nach der Injektion des Virus verabfolgt wurde, im­stande, den Ausbruch der Krankheit zu verhindern. Während aber die Wirkung des Serums in den ersten 4 Tagen eine absulut sichere war, ließ dieselbe am 5. Tage bereits ganz bedeutend nach.

Hierauf stützte Koch seine weiteren Versuche, auf Grund derer er dann folgendes Schema zur künstlichen Immunisierung aufstellte:

I. 0,01 ccm Virus, 4 Tage Pause. 100 ccm Serum, 12 Tage Pause.

II.

0,05

55

55

4

V

55

50

55

12

55

III.

0,2

55

55

4

55

55

50

55

11

55

IV.

0,5

55

55

12

55

55

V.

1,0

55

55

12

55

55

VI.

2,0

55

55

12

55

55

VII.

5,0

v

51

usw.

Es soll das Serum auf derselben Seite, etwa eine Handbreite tiefer als das Virus, am Halse subkutan injiziert werden.

Die Dauer des Immunisierungsverfahrens beträgt also etwa 3 Monate. Will man rascher zum Ziel gelangen, dann kann man, natürlich mit einer gewissen Ge­fahr für die Tiere, einzelne Stufen auslassen. Das ganze Verfahren wäre dann auf eine Zeit von ca. 1V 2 Monaten zu beschränken. Dies ist namentlich dann angezeigt, wenn die Tiere gleich bei der ersten Injektion mit Fieber von mehrtägiger Dauer reagieren.

Koch gibt genaue Vorschriften zur Herstellung des Serums und des Virus.

Herstellung des Serums. Gesalzenen Pferden werden von vornherein die größten Dosen virulenten Blutes (2 Liter) subkutan injiziert. Das einem sterbekranken Tiere entnommene Blut wird defibriniert, filtriert und sofort injiziert. Treten während der Injektion Atmungsstörungen ein. so wird mit derselben eingehalten, bis die Atmung wieder eine ruhige geworden ist. Nach vier in Abständen von je 14 Tagen wiederholten Injektionen kann den injizierten Tieren Blut zur Serumgewinnung entnommen werden und zwar 12 bis 14 Tage nach der letzten Injektion. Zu entziehen sind drei- bis viermal, in Zwischenräumen von je einer Woche, jedesmal etwa 5 Liter Blut. Die Tiere werden hierauf einige Monate gut gepflegt, es wird dann wieder injiziert und abermals Blut ent­nommen. Zur Gewinnung des Serums sollen möglichst alte Pferde gewählt werden, da einmal diese immun gegen Babesiosis sind, andererseits aber auch deren Serum nach Ansicht Kochs keine hämolytischen Eigenschaften besitzt.

Behufs Gewinnung des Serums wird das Blut sofort defibriniert, filtriert, in Gefäße