Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
Seite
763
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Tropische und subtropische Viehseuchen.

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Diagnose.

Differentialdiagnostisch käme bei Stellung der Diagnose zunächst Lungen- kongestion in Frage, doch finden sich bei letzterer nicht die charakteristischen Schwellungen der Augengruben. Dieselben fehlen auch beim Hitzschlag. Mit der Rotzkrankheit und der Malaria kann die Sterbe schwerlich verwechselt werden: es entscheidet hier der mikroskopische Befund verbunden mit der Impfung. Am Kadaver dürfte die Diagnose keinem Zweifel unterliegen, wenn die charakte­ristische Gastritis, die wassersüchtigen Zustände des lockeren Bindegewebes und das gleichfalls für Sterbe typische Lungenödem vorhanden sind.

Prognose.

Die Prognose ist schlecht. Es gehen 9095 der Erkrankten ein.

Behandlung und Prophylaxe.

Wenngleich eine Behandlung der Sterbe sich bisher als wenig erfolgreich er­wiesen hat, so werden trotzdem noch alle möglichen Mittel empfohlen.

Zunächst ist es wie gewöhnlich der Aderlaß, der viel, auch prophylaktisch, angewendet wird, ferner wird empfohlen B rech Weinstein, Arsenik. Auch Einreibungen der Brustwand mit reizenden Mitteln haben keinen Erfolg. Ist die Krankheit einmal zum Ausbruch gekommen, so hilft keinerlei medikamentöse Be­handlung mehr.

Andererseits ist aber die Prophylaxe der Pferdesterbe sehr wichtig und auch von Erfolg begleitet. Am besten geschützt vor der Sterbe sind die Tiere, wenn sie auf hochgelegene, sogenannte Sterbeplätze gebracht werden. Wie schon erwähnt, sind die Weiden an derartigen Orten frei vom Sterbe-,,Virus. Da nun erfahrungsgemäß die Ansteckung immer nur nachts oder kurz nach Sonnenaufgang erfolgt, solange die Gräser taufeucht sind, so erscheint es am zweckmäßigsten, falls ein Verbringen der Tiere auf die Sterbeplätze nicht angängig, die Pferde zu dieser Zeit, also von 5 Uhr abends bis 9 Uhr morgens im Stall oder wenigstens in einem geschützten Kraal zu halten. Die Verabreichung trockenen Futters, event. auch morgens und abends von Körnerfutter, dürfte sehr vorteilhaft, und die Gefahr der Ansteckung dadurch auf ein Minimum beschränkt sein. Grünes, geschnittenes Futter, welches zum Überfluß noch einige Stunden der Sonne ausgesetzt wird, kann man ohne Gefahr am Abend im Stall füttern. Bei der Weide sind alle höher ge­legenen, offenen und schattenlosen Plätze zu bevorzugen. Auch schadet das Weiden während des Regens nach der Erfahrung nicht.

Starke Anstrengungen sind während der Sterbezeit unbedingt zu vermeiden.

Beobachtet man diese Regeln bei Haltung der Pferde in Afrika genau, so werden die Tiere in den meisten Fällen vor Ansteckung bewahrt bleiben.

Impfung.

Die Tatsache, daßgesalzene Pferde gegen die Pferdesterbe immun sind, hat den Anlaß gegeben zu Versuchen, diesen natürlichen Vorgang künstlich mit Hilfe eines spezifischen Serums nachzuahmen. Man hatte auch bereits ein Serum gewonnen, welches zwar eine gewisse Schutzwirkung inne hatte; jedoch besaß dieses Serum die unangenehme Nebenwirkung, bei Tieren, denen es eingespritzt wurde, Hämoglobinurie zu erzeugen, an welcher dieselben eingingen.