Tropische und subtropische Viehseuchen.
725
gung des Stehens und Laufens. Sie ist so häufig, daß gerade davon die Krankheit ihren volkstümlichen Namen erhalten hat. Intermittierendes Fieber mit zunächst hohen dann immer schwächeren Steigerungen fehlt auch hier nicht. Der Tod kann bei Apyrexie oder sogar subnormaler Temperatur (34° Voges, Eljiassian) erfolgen, meist aber, besonders bei den akuten Fällen, im Fieberanfall.
Bei akuterem Verlauf sind die Abmagerung und Anämie meist weniger ausgesprochen, dagegen ist der Harn häufig blutig gefärbt. Die paraplegischen Erscheinungen sind gleichfalls weniger ausgeprägt und treten meist erst kurze Zeit — 24 Stunden — vor dem Tode auf. Die Temperaturschwankungen sind ausgesprochener und schneller wechselnd.
Erscheinungen an den Genitalien fehlen meist.
Die Parasiten zeigen sich zu Anfang nur periodisch im Blut, in den Intervallen zwischen den Fieberanfällen. Die Blutveränderungen gleichen denen bei anderen Try- panosen inbezug auf Verminderung und Veränderung der roten Blutkörperchen, Abnahme des Hämoglobin, Zunahme der Leukocyten.
Der Sektionsbefund ist kaum abweichend von dem bei anderen Trypanosen.
Als Laboratoriumstiere sind Mäuse, Ratten, A Hctipithecus felinus und Coati zu empfehlen, weil bei ihnen die Infektion leicht haftet und die Parasiten in beständig anwachsender Zahl stetig im Blut vorhanden sind. Der Verlauf ist schneller, die Symptome ähnlich wie beim Pferd. Bei Hund und Kaninchen ausgesprochene Ödeme an Kopf und Genitalien, Verlauf langsam, Parasiten spärlich und erst spät im Blut. Ziegen und Schafe erliegen auch, der Parasit ist nur periodisch vorhanden. Meerschweinchen wenig, Rind gar nicht empfänglich.
Heilungen sind bei Einhufern nicht beobachtet; Medikamente ohne Erfolg. Verbringung unter gute äußere Verhältnisse verlängert auch bei dieser Krankheit das Leben.
AL Vorbeugung schlägt Voges vor, alle caderaskranken Tiere in der Trockenzeit, während deren keine Neuerkränkungen Vorkommen, zu töten und so den Infektionsstofif für die nächste Regenzeit zu beseitigen. Bei Ausbruch der Seuche in einer Herde soll Isolieren der kranken, Verbringen der noch gesunden Tiere nach hochgelegenen trockenen AVeiden ein weiteres Umsichgreifen der Seuche verhüten.
Dourine.
Die Dourine oder „ansteckende Beschälseuche der Pferde“ (Mal du coit) ist die einzige der seuchenhaften Säugetiertrypanosen die genuin in gemäßigt-subtropischen und gemäßigten Klimaten vorkommt. Sie scheint dem Nordosten Afrikas zu entstammen und von dort über das Alittelmeer nach den angrenzenden Gegenden Europas und Asiens verbreitet worden zu sein. Beobachtet ist sie in; Marokko, Algier, Tripolis, Syrien, der Türkei, Spanien, Südfranki'eich, Ungarn; vorübergehend auch in Chile und Nor dam erika (Illinois). Auch aus Madagaskar kamen von 1902 Meldungen über eine verdächtige Seuche. 1 ) Diese Verschleppung über einen großen Teil der Erde steht mit der Art der Übertragung in engem Zusammenhänge: sie geschieht nach den Autoren ausschließlich durch den Geschlechtsakt. 2 )
Da der \ T erlauf, namentlich bei Eseln sehr schleppend und in den Anfangsstadien wenig charakteristisch ist, so kann es leicht geschehen, daß ein kranker Hengst weithin verführt und noch zum Decken zugelassen wird, ehe die Krankheit unzweideutig bei ihm ausbricht. Er ist aber in diesem Stadium schon ansteckungsfähig.
Befallen werden von dieser Seuche nur Pferde und Esel; die Blendlinge beider und Wallache erkranken in Gegenden mit geregelter Pferdezucht nicht, weil sie, als
b Als „Osteomalacie“ unter Pferden und Maulese n auf Madagascar in Revue de Madagascar, 1903, V, S. 503 u. ff. beschrieben.
2 ) Wenn auch Zweifel berechtigt sind, ob diese Anschauung für alle Fälle in den mutmaßlichen Heimatländern der Seuche, Algier und Marokko zutrifft, so verhält es sich für die Praxis bestimmt so in allen Ländern, wohin die Dourine erst verschleppt wird.