Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
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Tropische und subtropische Viehseuchen.

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nährungszustand, reichliches oder mangelhaftes Futter und Arbeit oder Schonung vor allem aber die Klasse, der das erkrankte Tier angehört: Bei den Equiden schwere und oft stürmische Erkrankung, ebenso bei den Hunden; chronische und meist leichte mit ziemlich häufigen Heilungen bei Rindern und Kamelen.

Die chronisch verlaufenden Fälle sichern den Fortbestand der Seuche von einer Regenzeit zur anderen (Lingard).

Die Symptome der akutesten Fälle sind: trockene Nase, tränende Augen mit inji­zierter Bindehaut, ebenso die Maulschleimhaut, die außerdem noch rötliche Flecken zeigt. Atmung und Puls sind sehr stark beschleunigt. Die Temperatur auf 4040,5° erhöht; die Freßlust ist völlig geschwunden, der Mist sieht rötlich aus und ist mit unverdauten Futterresten gemischt. Der Tod tritt nach 224 Stunden ein.

In weniger schweren Fällen ist die Nase gleichfalls trocken, Tränen und ausge­sprochene Injektion der Konjunktiven bestehen gleichfalls; ebenso ist das Maul etwas trocken. Die Freßlust ist meist etwas verringert; der Mist gelbgrün ohne Blutbeimeng­ungen. Ein Teil der Fälle erliegt nach 23 Monaten, die anderen gehen sehr langsam in Genesung über.

Die Abmagerung, Schwäche in der Hinterhand und allgemeine Schwäche sind auch bei der Surrah in chronischen Fällen sehr ausgesprochen. Bei Einhufern und Hunden treten auch hier Ödeme, besonders an den Genitalien sehr in den Vordergrund. Außer­dem aber sind häufig papulöse und pustulöse, vereiternde oder geschwürigwerdende Haut­ausschläge zu beobachten (Schat, Carrougeau). 1 ) Desgleichen sind Petechien und stärkerer, mit Ausfluß verbundener Katarrh der Nasen-, Augen- und Genitalschleimhäute nicht selten. Die Haltung und das Benehmen der Tiere sind ganz ähnlich wie bei Nagana (auch die Abweichungen in den Symptome bei den einzelnen Tierklassen). Die Inter­missionen in den Anfällen scheinen aber unregelmäßiger zu sein.

Das Verhalten der Parasiten während des Verlaufs der Krankheit, ihr Vorkommen oder Fehlen in Blut und Organen schließt sich eng dem bei Nagana geschilderten an. Bei surrahkranken Rindern ist es jedoch, im Gegensatz zu Nagana, häufig unmöglich den sicheren Nachweis der Seuche anders als durch Uberimpfung auf besonders empfängliche Tiere zu führen, weil die Parasiten in nachweisbarer Form hier während der ganzen Dauer der Krankheit fehlen können.

Die Leichenveränderungen sind ähnlich wie bei Nagana, doch scheinen seröse Er­güsse in die Körperhöhlen häufiger zu sein als dort, und eine Beteiligung des Rücken­markes, besonders in seinen unteren Teilen (feuchte Durchtränkung und Mürbigkeit vor­handen zu sein.

Die Blutveränderungen entsprechen im Leben und in der Leiche denen bei Nagana. Insbesondere heben Penning und De Does auch die auffallende Vermehrung der eosino­philen Zellen bei Equiden hervor, die gleichförmig mit der der Parasiten vor sich geht (ja deren Erscheinen einleitet) und wieder verschwindet.

Die Voraussage ist nach den Tierklassen verschieden: In Mauritius war sie 100:100 für Pferde, 2025:100 für Rinder. Die Morbidität steht in ähnlichem Verhältnis.

Heilmittel haben auch hier den meisten Forschern versagt; doch will Bour, Hospitalarzt in Mauritius, mit Arrhenal bei 10 Maultieren Fieberabfall erzielt haben (Laveran; ob auch Heilung, ist nicht gesagt) und Penning verspricht sich Erfolg von Blutauswaschungen mit 0,7°/ o iger Kochsalzlösung.

Als vorbeugende Maßregeln werden empfohlen: Anzünden großer Schmauchfeuer, um stechende Insekten zu verjagen. Wegschaffen oder Töten der ersterkrankten Tiere, um die Infektionsquelle für den übrigen Stapel zu entfernen.

Mag diese Maßregel auch in den Gegenden von etwas zweifelhaftem Werte sein, wo die Surrah enzootisch herrscht, nach den Erfahrungen, die in Mauritius mit der Ein-

*) Die gleichen Hautausschläge sah auch ich in Ostafrika bei Eseln, weniger deut­lich bei Kleinvieh und Rindern. Es handelte sich stets um chronisch verlaufende Fälle der von den EingeborenenKidei genannten Krankheit, die nach ihrer Aussage nicht von der Tsetse, sondern von der Stomoxys übertragen wird. Das Krankheitsbild und die morphologische Erscheinung der Parasiten entsprach dabei stets der Schilderung der Surrah und ihres Parasiten.

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