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Bd. 3 (1906)
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720 Dr. L. Sandee und Dr. Hennig.

Tsetse dann auch, ebenso wie sonst einmal in der Nacht, sticht. Es wäre immerhin möglich, daß das Ausbleiben der Infektion bei Stichen in der Nacht darauf beruhte, daß das Trypanosoma sich dann in der Fliege in einem Entwicklungszustande befindet, der seine Uberimpfung ausschließt.

Die übrigen Maßnahmen bestehen entweder in einer Schutzhülle, einem voll­ständigen Gewände, des Tieres, wie sie z. B. in Deutschostafrika vielfach angewendet wird und die natürlich nur bei zahmen, d. h. in diesem Falle Reittieren anwendbar ist, oder dem Aufstreichen einer Masse, die den Tsetsen widerlich ist. Das älteste Mittel derart ist der Inhalt von Magen und Därmen der AViderkäuer (Livingstone), bzw. der abgesetzte Mist, meist mit Lehm zur besseren Haftung angerührt; ferner Löwenfett (Livingstone), Creolin, Petroleum u. dgl. (eine Reihe neuerer Autoren, wohl mehr theore­tisch empfohlen als ausgeführt) Pflanzenabkochungen (Schilling, Amomum melegueta).

Auch das Anzünden stark rauchender Feuer, unter deren Wind dann die Tiere durch den Fliegengürtel getrieben werden, ist mehrfach in Gebrauch und empfohlen worden.

Ob die ElDebab genannte algerische Kamelkrankheit, die Soumaya der Rinder und Pferde im französischen Sudan, das Mal de la Zousfana und andere wenig be­kannte Affektionen in Algerien der Nagana, der Surrah, dem Mal de Caderas oder der Dourine, näher stehen, ist noch nicht zu entscheiden. (Vgl. hierüber bei Lühe S. 128129.)

Erkrankung der Pferde durch Trypanosoma dimorphon.

Die Erkrankung der Pferde durch Tryp. dimorphon verläuft nach Dutton und Todd am Gambia als ausgesprochen chronische Erkrankung. Das erste Symptom ist, daß das Pferd das Feuer verliert, ohne in der Kondition nachzulassen. Dann, nach 23 Wochen setzt Abmagerung ein und das auch bei Nagana sich findende charakteristische Bild: hängender Kopf und Ohren, mattes Auge, leichte Ermüdbarkeit besonders unter dem Sattel. Nach einem weiteren Monatrutscht das Fleisch vom Rücken nach dem Bauch, d. h. es bilden sich dort Infiltrationen bei starker Ab­magerung des übrigen Leibes; das Skrotum hängt herab, die Testikel sind ödematös. Eigentliche Ödeme der abhängigen Partien und Glieder fehlen dagegen, ebenso wie rauhes Haar. Etwas wässeriger Augenfluß stellt sich ein.

Dies Stadium dauert 17 Alonate, dabei nimmt Schwäche, Abmagerung, Augenfluß zu, es bilden sich namentlich unter dem Druck des Sattels häufig Beulen, dagegen fehlen Ödeme, Hämaturie und meist auch Hämorrhagien in den Schleim­häuten. Unter heftiger Atemnot, großer Schwäche, die das Pferd nicht mehr auf die Beine kommen läßt, und leichten Konvulsionen tritt das letzte Stadium und der Tod ein. Pathognostisch ist in ihm besonders, daß das Tier immer im Schweiß ist.

Im ersten Stadium ist die Temperatur leicht erhöht, Parasiten finden sich nur spärlich im Blut; im zweiten Stadium stellen sich periodische Temperatursteige­rungen ein, während deren die Parasiten sich meistens im Blute finden, in den Intervallen aber felüen. Während des dritten Stadiums besteht leichtes Fieber (39,5°), das im weiteren Verlaufe schwankender, meist erhöhter (bis 40,5°) Tempe­ratur Platz macht. Die Parasiten sind jetzt ständig im Blut vorhanden. Der Sektionsbefund ist ähnlich wie bei Nagana, nur ist außerdem eine auffällige Schwel­lung aller Lymphdrüseu sie sind bald weich, wässerig und amberfarben, bald zeigen sie ein schokoladenbraunes Zentrum, bald Hämorrhagien vorhanden und die Leber ist fettig entartet, während Milzschwellung fehlt. Die Blutverände­rungen sind wie bei Nagana; Verminderung der roten Blutkörperchen und des Hämoglobins.

Diese Krankheit ist bisher nur vom Gambia her aus den tiefliegenden Ge­bieten gemeldet. Die Infektion soll nur in der Regenzeit stattfinden. Die Einge­borenen beschuldigen einen roten AValdaffeu als Quelle des Infektionsmaterials (wie für die Schlafkrankheit).