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Dr. L. Sander und Dr. Hennig.
Parasiten vorhanden. Die Parasiten stehen in ihren Größenverhältnissen etwa in der Mitte zwischen denen bei Pferd und Rind. Empfänglich sind alle Rassen: Fettschwanz-, Fettsteiß-, Wollschaf; Eingeborenenziege und Angoraziege. (Zu beachten ist die außerordentliche Kleinheit der roten Blutkörperchen bei den afrikanischen Ziegen- und Schafrassen). Die Poikilocytose ist oft sehr ausgesprochen; eosinophile Zellen sind selten, dagegen reichlich die kleinen mononukleären Leukocyten und eine bestimmte Form der polynukleären. Heilungen sollen nicht allzu selten sein. Broden fand am Kongo bei kranken Schafen Trypanosomen ohne freie Geißel.
Bei Kamelen ist der Verlauf ein ausgesprochen chronischer (die Krankheit trägt im Sennaar geradezu den Namen „Dreijahrekrankheit“). Zunehmende Abmagerung, lokale < )deme, die leicht zur Bildung schlecht heilender Geschwüre führen, das hervorstechendste Symptom. Tod meist unter plötzlichem Nachlassen der Kräfte.
Erumpt hält eine im Somaliland Aino genannte durch Glossina longipalpis übertragene mörderische Kamelkrankheit ebenfalls für Nagana.
Bei Hunden ist das Krankheitsbild ähnlich wie bei Pferden; sehr charakteristisch, besonders ausgesprochen sind die Ödeme am Kopf („Bulldoggkopf“) und Genitalien, die Abmagerung, Schwäche und der Sopor. Der Verlauf ist subchronisch bis subakut. Die Parasiten erscheinen periodisch im Blut, sind beim ersten Anfall fast stets leicht nachzuweisen. Daher ist der Hund ein geeignetes Objekt zur differentialdiagnostischen Impfung. Heilung kaum beobachtet.
Als weitere Versuchstiere für solche diagnostischen Impfungen sind Mäuse und Ratten (bei letzteren vorgängige Untersuchung auf Tryp. lewisi nötig!) zu empfehlen, weil bei ihnen die Inkubation sehr kurz ist und die Parasiten, einmal aufgetreten, nicht wieder aus dem Blut verschwinden; nicht zu empfehlen sind Kaninchen, bei denen gelegentlich die Parasiten kaum aufzufinden sind.
Schweine scheinen der spontanen Infektion nicht zugänglich zu sein, wohl aber sind sie es der künstlichen gegenüber. Der Nachweis gelingt bei ihnen meist nur durch Impfung auf hochempfängliche Tiere. Nur Ochmann sah in Ostafrika eine der Nagana ähnliche Krankheit.
Bei der Nagana sind eine Reihe von Versuchen gemacht, Schutzimpfungen herbeizufiihren. Man kann sie in zwei Reihen teilen: solche, die von einer Abschwächung der Virulenz der Parasiten durch Passage über geeignete Tiere: Koch und Nachfolger — oder durch Vorbehandlung mit lmmunserum: Laveran und Mesnil u. a. ausgehen. In jüngster Zeit haben auch Novy und MacNeal eine Schutzimpfung mit den durch ihre „Züchtung“ abgeschwächten Protozoen versucht; doch handelt es sich hier nur um einige wenige Versuche mit keineswegs klarem Ausgange. *
Koch impfte 1897 in Dar-es-Salam zwei Kühe mit dem Blut eines künstlich infizierten Hundes. Dieser Hund stellte die zweite Übertragung einer Rindertrypanose dar (1, Ratte, 2. Hund). Nach der gewöhnlichen Inkubationsdauer zeigten sich im Blute der beiden Kühe einige Trypanosomen, die aber nicht zahlreicher wurden, sondern wieder verschwanden, um nach 3—4 Wochen noch einmal aufzutreten und darauf endgültig wegzubleiben. Gleichzeitig mit ihnen von demselben Hunde aus geimpfte Hunde und Ratten erlagen der Infektion. Etwa 5 Monate nach dieser ersten Impfung wurden die Rinder nochmals mit 5 ccm Blut „eines tsetsekranken Rindes“ subkutan geimpft; sie blieben gesund und zeigten nie Trypanosomen im Blut, auch nicht nach wiederholten späteren Impfungen, während die gleichzeitig zur Kontrolle mitgeimpften Hunde in der gewöhnlichen Zeit der Krankheit erlegen.
Von diesem Versuche ging dann Schilling in Togo aus und wandte dieselbe Methode in größerem Umfange, teilweise mit Erfolg an. Er hat schon eine Reihe von Rindern, die (aber ohne zu arbeiten!) der natürlichen Infektion stand- gehalten haben. Bei Pferden hat er aussichtsreiche Ergebnisse mit der Passage durch die Gans.
Ob sich diese Methode der Schutzimpfung, trotz der jetzt auch regierungsseitig