Tropische und subtropische Viehseuchen.
715
Präparaten x ) erzielt worden, die eine erhebliche Verlangsamung des Krankheitsverlaufes zur Folge hatten, ohne aber das schließliche Wiederauftreten der Trypanosomen und das tödliche Ende ab wehren zu können. (Uber Versuche mit Heilserum siehe weiter unten bei den einzelnen Krankheiten.)
Als Beweis für eine gelungene Heilung ist nach den bisherigen Versuchen nur das Ausbleiben einer Erkrankung bei Impfung besonders empfänglicher Tiere mit dem Blut der erkrankt gewesenen Tiere zu betrachten, nicht aber das Verschwinden der Trypanosomen aus dem Blute (und Organsäften), selbst nicht das für längere Zeit. D. h. die Heilung kommt durch vollständige Ausscheidung des Erregers zustande. Jedoch können Jahre vergehen, ehe dieser Fall eintritt.
Umgekehrt ist bei zweifelhaften Fällen, wenn die Parasiten im Blute nicht nachzuweisen sind, die Impfung besonders empfänglicher Tiere die einzige Möglichkeit, die Art der Seuche zu bestimmen.
Ein einmaliges Überstehen der Krankheit schafft Immunität für weitere Anfälle der gleichen Trypanose, hat aber keinen Einfluß auf die Erkrankung an einer anderen. Vielmehr ist gerade auf diesem Wege der Nachweis geliefert worden, daß alle fünf bis jetzt bekannten, wirklich als solche schon festgestellten seuchenhaften Säugetiertrypanosen verschiedene Krankheiten sind.
Vererbung der erworbenen. Immunität scheint nur in sehr geringem Maße, wohl erst nach Generationen deutlich erkennbar, stattzufinden.
In den Fötus kranker Muttertiere gehen die Parasiten nicht über, ebensowenig wie die Jungen durch das Säugen angesteckt werden. Nach dem Glauben der Eingeborenen und vieler Weißer sind die von einer kranken Mutter ausgetragenen Jungen in gewissem Grade weniger empfänglich, auch sollen säugende Junge nicht der genuinen Krankheit verfallen (der Impftrypanose sind sie aber zugänglich).
Allgemeine Gesichtspunkte für Ausrottung der Trypanosen.
Man hat auch davon geredet, daß eine einzelne Tsetse nicht ausreiche, um die Krankheit „hervorzurufen“, sondern daß es mindestens fünf sein müßten. Nach der Feststellung, daß tatsächlich das Trypanosoma in der Fliege einen Entwicklungsgang durchmacht, ist solche Anschauung natürlich nicht mehr haltbar. Es handelt sich demnach nur noch darum, ob die Tsetse selbst infiziert oder frei vor Trypanosomen ist.
R. Koch zieht aus seiner Feststellung, daß die Tsetse den tatsächlichen Wirt für das Tryp. brucei darstellt, den Schluß, daß nunmehr der Kampf gegen die Tsetsekrankheit ein solcher gegen die Tsetse sein müsse, obwohl doch die Schlußfolgerung daraus erst recht die Überzeugung sein müsste, die er noch vor seiner Abreise nach Deutschostafrika vertreten hat, daß jede Infektionsquelle, d. h. jedes kranke Tier beseitigt oder unter Verhältnisse gebracht werden müsse, die Stechfliegen keinen Zutritt zu ihm gestatten. Ich habe den Standpunkt, daß eine wirksame Bekämpfung der Tsetsekrankheit nur durch Bekämpfung der Tsetsen möglich sei, schon lange vertreten, gegen Koch, und die Einrichtung ständiger Untersuchungsstationen gefordert und zwar aus folgenden Gründen:
Es ist lange bekannt, daß die Tsetse „vor der Kultur zurück weicht“. Das wurde auf die mit der (Buren-)Kultur verbundene Vernichtung des Großwilds geschoben. Ich habe aber in Deutschostafrika das Gegenteil davon beobachtet:
J ) Bei kleinen Laboratoriumstieren auch mit Trypanrot, Malachitgrün u. ähnl. (Über die Versuche der Behandluug von Trypanosen mit Farbstoffen und Arsenik vgl. bei Mense, Schlafkrankheit, Bd. III S. 652.)