Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
Seite
711
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Tropische und subtropische Viehseuchen.

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Stomoxys Geoffroy.

Da eine Beschreibung dieser Gattung sich in jeder besseren Zoologie findet, beschränke ich mich hier auf eine ganz kurze Schilderung der von mir in Ost­afrika gefangenen Art St. calcitrans L. oder eine sehr nahe Verwandte und die Aufzählung der drei bis jetzt der Übertragung der Surrah verdächtigen oder überwiesenen Arten, ohne auf die Systematik näher einzugehen.

Die Stomoxiden, = Stechfliegen oder Wadenstecher, gehören, wie schon bei den Tsetsen gesagt, zu derselben Untergruppe der Muscinae wie diese, der subsectio Stomoxys von Brauer und von Bergenstamm.

Die hauptsächlichsten Unterschiede von dem Genus Glossina sind folgende: Der Stechapparat der Stomoxys ist ein einfacher, aus Ober-Unterlippe und Hypopharynx ge­bildeter röhrenförmiger Rüssel von der Form einer sehr schlanken, etwas über die untere Fläche gebogenen Rheinweinflasche. Die Palpen sind sehr kurz und treten in keinerlei Beziehung zu ihm. Er ist scharf geknickt, d. h. er ist durch ein Gelenk mit dem am­pullenförmigen, vorstülpbaren, häutigen Boden der Mundhöhle verbunden (s. Abbildg. 9). An seiner Spitze trägt er ein winziges Saugpolster. Die kleinen dreigliedrigen Fühler sind nach abwärts gerichtet und tragen an der Basis ihres kolbenartigen dritten Gliedes eine einfach gefiederte Borste. Die Flügel sind ganz schwach rauchgrau, fast metallisch glänzend, fast dreieckig und werden in der Ruhe wie die der Stubenfliege getragen, d. h. sie stoßen mit ihrem inneren Rande eben aneinander, während der vordere (äußere) Rand ein Unbedeutendes höher gehalten wird, so daß sie andeutungsweise verkehrt dachförmig liegen (Abbildg. 10). Sie überragen den Hinterleib mit etwa der Hälfte ihrer Länge.

Abbildg. 9. Abbildg. 10.

Stomoxys calcitrans.

Abbildg. 11.

Ihre erste Hinterrandader ist stumpfwinklig nach vorne gebogen. Die Fortpflanzung geschieht wie die der Stubenfliegen durch elfenbeinweiße, etwa 1 1 /. 2 mm lange Eier in frischem Viehdung, aus denen kegelförmige, hinten abgerundete milchweiße Maden aus­schlüpfen. Diese sind glatt und glänzend, vorn zweiteilig; die ungleichen Haken des strahlen­artig gerunzelten Mundes sehen trotzdem bei ihrer großen Nachbarschaft wie nur einer aus (Abbildg. 11). Am Vorderrücken erscheint der ringförmig aufgetriebene Vorderrand scharf, die gelben, muschelförmigen Stigmenträger zerfallen in je sechs keulenförmige Teile, die des halbkugelförmigen letzten Gliedes bilden ziemlich große, schwarzbraun ein­gefaßte, kreisrunde Flächen, auf welchen je drei Luftlöcher im Dreiecke stehen. Sie leben gemeinschaftlich mit den Maden der Stubenfliege, entwickeln sich aber etwas lang­samer als diese. Ihre Länge beträgt bei der deutschen St. calcitrans bis 8,75 mm. Die Puppe ist blaß rotbraun, fein in die Quere gestrichelt, und die vordersten Luftlöcher der künftigen Fliege erscheinen, wie bei allen Gemeinfliegen, am Hinterrande des vierten