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Dr. C. Schilling.
Dejekten noch lebensfällig ausscheiden. Die Versuche von Tictix sind schon oben erwähnt (S. 638).
Als Überträger von Krankheiten der Tiere spielen die Zecken eine bedeutende Kolle. So wird das Texasfieber oder die Hämoglobinurie der Kinder in Amerika von Boophilus bovis, in Norddeutschland von Ixodes reduvius, in Südafrika von lUnpiccphalus dccoloratxs und axstralis übertragen. Das ,,Küsten- fieber“ Koch's, welches in Khodesia so schweren Schaden unter den Kindern anrichtete, geht durch den Stich von Iihipiecphalus appcndiculatas von einem Tier auf das andere über. Bei der ,,Carceag“-Krankheit der Schafe in Rumänien, die ebenso wie die beiden erwähnten Seuchen durch ein Piroplasma verursacht wird, spielt Bhipiccphalus bursci die Kolle des Zwischenwirtes. Die Piroplasmose der Hunde wird durch HaemophysaUs ieachii übertragen.
Spirochaeta anserina.
Sacharoff hat im Jahre 1891 eine Spirillose der Gänse beschrieben, die an einzelnen Stellen der transkaukasischen Eisenbahn auftrat und ca. 80 % der ergriffenen Herden vernichtete. Nach einer (nicht genau angegebenen) Inkubationszeit tritt Fieber (42—43°) auf, die Tiere haben Durchfall, fressen nicht; charakteristisch soll Schmerzhaftigkeit der Fußgelenke sein. Die hohe Temperatur sinkt lytisch ab, das Tier zeigt zunehmende Schwäche und bei subnormaler Eigenwärme tritt der Tod nach ca. 8 tägiger Krankheit ein.
Wird die Krankheit durch spirochätenhaltiges Blut übertragen, so dauert das Inkubationsstadium nur 2—3 Tage, der Verlauf ist ähnlich dem spontaner Fälle, nur auf 4—5 Tage zusammengedrängt, und die Mortalität steigt auf 90%.
Hocliempfänglich sind Gänse und ganz junge Hühner; Enten sind weniger empfindlich, bei älteren Hühnern geht die Infektion meist in Heilung aus. Alle übrigen Tiere, auch der Mensch, sind immun.
Die Spirochäten vermehren sich zuerst in der Milz und im Knochenmark, treten noch im Inkubationsstadium in das periphere Blut über, nehmen auch hier noch an Zahl ungeheuer zu, um kurz vor dem Tode wieder zu verschwinden. Sie sind nur 10—20 p lang, also etwas kürzer als die Spirochaeta Obermeieri. Die Windungen der Spirale sind nicht dehnbar, sondern starr; die Bewegung erfolgt mit Hilfe von Geißeln, die aber sehr zart und leicht zerstörbar sind (Zettnow). Die Spirochäten bilden, wenn der Tod des infizierten Tieres herannaht, Knäuel.
Über ihre Vermehrung ist nichts genaueres bekannt.
Man färbt die Spirochäten nach den oben angegebenen Methoden. Cantacü- zexe fixiert, um die Spirochäten auch in Schnitten nachzuweisen, die Organe mit FLEMMiNG’scher Lösung, färbt dann die Schnitte in ZiEiiL’scher Lösung, der 1 3 Glycerin zugesetzt wurde, und benutzt Äther (nicht Alkohol!) zum Entwässern der Schnitte.
Eine Kultivierung der Spirochäten ist bisher nicht gelungen. Doch sollen sie sich lange (2—3 Wochen) halten, wenn man das Blut mit 20—30 Teilen gewöhnlicher Bouillon versetzt. Entnimmt man dem kranken Tier Blut im ersten Stadium der Krankheit, wo also die Spirochäten die höchste Vitalität zu besitzen scheinen, so leben die Spirochäten bei 16° bis zu 8 Tagen. In demjenigen Stadium der Krankheit, in welchem die Spirillen sich im peripheren Blute zu Knäueln zusammenschlingen, ist ihre Lebensdauer außerhalb des Organismus viel geringer (15 Minuten). Solche in ihrer Lebenskraft bereits schwer geschädigte Parasiten fallen natürlich den im Organismus mobil gemachten Phagocyten leicht anheim. Die Versuche Gamutschewsky's und der Schüler Metschnikoff's (Cantacuzene) über die