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Dr. C. Schilling.
20 ccm Kranken während der Apyrexie (3. und 5. Tag) eingespritzt. Bei 47 % der so Behandelten blieben Rezidive aus (gegen 12,8% der Nichtbehandelten). Novy und Knapp erhoffen auf Grund ihrer Versuche an Ratten, daß es gelingen werde, ein hochwertiges Heilserum herzustellen, das, in nicht allzu großen Dosen angewendet, die Spirochäten vernichtet. Eine Schutzimpfung würde mit dem gleichen Serum und nachfolgender Injektion von virulentem Blute zu erzielen sein.
Rückfallfieber in den Tropen und Subtropen.
(Tick fever.)
Die klassischen Beobachtungen von Griesinger über Rückfallfieber, speziell über das „biliöse Typhoid“, sind in Ä g y p t e n angestellt worden. A1 g i e r, N u b i e n, Palästina und wahrscheinlich auch Abessynien sind nicht frei davon, ln den zwei letzten Jahren mehren sich ferner die Mitteilungen über Spirochätenfieber im Mropi sehen Afrika: Deutsch - Ostafrika (Tabora, Brückner; Dar - es - Salaam, Werner; Muanza 1002, Koch); Tete am Zambesi (Low); Angola (Wellman); Oberer Kongo (Dutton u. Todd).
Zahlreich sind seit 1856 die Nachrichten aus Indien (Vorder- wie Hinterindien, Sumatra); in Südchina ist die Krankheit gleichfalls verbreitet. Von hier aus wurde im Jahre 1865 die Recurrens durch Kulis nach Reunion eingeschleppt (Azema, Bouvet). Auf Cuba und Panama sind erst in den letzten Jahren Recurrensfälle auch mikroskopisch festgestellt worden.
Koch meint, man könne höchstens von einer afrikanischen „Varietät“ der Recurrens, nicht aber von einer neuen Krankheit sprechen. Novy und Knapp, und Breinl und Kingiiorn dagegen gründen ihre Auffassung, daß Zeckenfieber von Recurrens zu trennen sei, auf die Unterschiede in der Tierpathogenität und in der Morphologie der Spirochäten. Jene Unterschiede aber sind zwar graduelle, die morphologischen können auf ungleicher Technik beruhen (schnelles oder langsames Trocknen, Defibrinieren bzw. Versetzen mit Natriumcitrat). Wenn aber, wie es wahrscheinlich ist, die europäische Recurrens durch Argas übertragen wird (Versuche mit Wanzen sind Todd sämtlich mißlungen) so wird dies für die Trennung der Arten ausschlaggebend sein. Es dürfte empfehlenswert sein, erst vergleichende Serumprüfungen, die Novy und Knapp selbst- vorschlagen, und die Ergebnisse weiterer Studien über die Übertragung der europäischen Recurrens abzuwarten, ehe neue Krankheitstypen und Gattungsnamen (Spiroch. duttoni?) für die Erreger aufgestellt werden.
Die Eingeborenen am Zambesi erzählten schon Li vingstone von einer durch den Biß von Zecken hervorgerufenen Krankheit. Ebenso war die schädliche Wirkung des Bißes von Zecken den Eingeborenen in Deutsch-Ostafrika, in Uganda und am oberen Kongo bekannt.
Der experimentelle Nachweis, daß das Spirillenfieber durch eine Zecke übertragen wird, ist daun zum ersten Male Dutton und Todd an Affen gelungen.
Klima und Jahreszeit sind, wie namentlich die Erfahrungen in Indien lehren, ohne nachweisbaren Einfluß auf die Verbreitung der Krankheit. Die Rasse spielt keine Rolle.
Nach den Beobachtungen in Indien und auf Reunion haben namentlich diejenigen Klassen, welche aus Armut oder Gleichgültigkeit in engen und schmutzigen Räumen dicht beisammen leben, am meisten unter der Krankheit zu leiden.
In Gegenden, wo die Krankheit überhaupt vorkommt, scheint sie auch ziemlich häufig zu sein. So trafen in Entebbe (Uganda) auf 60 Fieberfälle 12 mit Spirochätenbefund. Sowohl die Ortsansässigen als die Zugewanderten leiden darunter.