Rückfallfieber.
673
Verlauf und Kranklieitsersclieinungen.
Die Inkubationszeit betrug in den Fällen, wo sie festgestellt werden konnte, 3—8 Tage.
Die ersten Kranklieitsersclieinungen treten, ohne eigentliche Prodrome, sofort mit großer Heftigkeit ein. Starkes Krankheitsgefühl, intensiver Kopfschmerz, Schmerzen in allen Gliedern, als sei der Kranke „tüchtig durchgeprügelt worden“. Schüttelfrost ist nicht häufig, kommt aber vor. Erbrechen wird von einigen als sehr häufig geschildert, in anderen Fällen fehlt es sogar; das gleiche gilt von den Darmsymptomen (Diarrhöe bzw. Verstopfung). Während der Dauer des Anfalls widersteht dem Kranken Essen und Trinken.
Fig. 2.
Fieberkurve von afrikanischem Rückfallfieber (Tick fever) nach Dütton u. Todd.
•i
1
;
i
)
A
i
\
\ i
Charakteristisch ist das Fieber. Innerhalb weniger Stunden erhebt sich die Körperwärme auf mehr als 39° und hält sich mit morgendlichen Remissionen etwa auf gleicher Höhe. Die Milz soll nicht immer vergrößert gefunden werden. Als Komplikationen kommen gelegentlich Herpes labialis et nasalis, Epistaxis und Singultus vor. Gegen Ende des Anfalles trat bei einigen Patienten auch Ikterus hinzu („biliöses Fieber“). Nach 2—5 Tagen sinkt die Temperatur bis zur Norm, auch wohl darunter, meist ohne den bei Malaria fast konstanten starken Schweißausbruch. Gleichzeitig lassen auch die subjektiven Symptome nach, es bleibt noch eine mäßige Schwäche zurück. Kocii hebt die Kürze der Anfälle hervor: von 24 Anfällen dauerte keiner länger als 3 Tage; Glatzel sah fünf Anfälle von 4tägiger Dauer. Nach einem Zeitraum von 1—19, durchschnittlich 3Vs Tagen, tritt, unter ganz denselben Erscheinungen wie beim ersten Male, ein zweiter Anfall auf, der zwar die gleiche Fieberhöhe erreicht, aber offenbar etwas kürzer dauert als der erste. Solcher Rückfälle kommen nun manchmal noch mehrere vor, doch sind selten mehr als vier angegeben. Privater Mitteilung verdankt Verf. einen Fall von afrikanischer Recurrens, bei dem mindestens 6 Rückfälle auftraten; und Manson beobachtete bei einem Kranken aus Gibraltar acht oder neun Rückfälle. Die Kranken nehmen an Gewicht beträchtlich ab, erholen sich aber schnell wieder.
Bei den Eingeborenen tritt, wenn überhaupt, dann nur ein einziger Rückfall auf; wohl infolge eines Restes früher erworbener aktiver Immunität. Ph. Ross beschreibt abortive Anfälle bei Negern mit positivem Parasiten befand und Kopfschmerzen, aber ohne Temperaturerhöhung.
Die Erkrankung geht gewöhnlich in Heilung aus, doch sind mehrere Todesfälle beschrieben. Dann steigern sich die Erscheinungen der schweren Infektion immer mehr; der Kranke wird komatös; kurz vor dem Exitus sinkt die Körperwärme unter die Norm, die Spirochäten verschwinden aus dem Blute. — Der tödliche Ausgang tritt dann häufiger ein, wenn die Ki’anken sich besonderen An-
Mense, Handbuch der Tropenkrankheiten. III. 43