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Dr. C. Mense.
der oberflächlichen Cervical- und Mylohyoidaldrüsen leicht nachweisbar und oft schon durch bloße Inspektion erkennbar, während die gleiche Veränderung für die Abdominal-, Thorakal- und tiefen Cervikaldriisen durch die Obduktion festgestellt werden kann. Die leicht auszuführende Palpation der Nackendrüsen gibt dem Untersucher den ersten Anhaltspunkt für den Verdacht auf Trypanose, und eine Probepunktiou mittelst einer Pravazspritze fördert in dem aspirierten Drüsensafte die Parasiten zutage.
Bei einigen Kranken geht die Lymphdrüsenschwellung im weiteren Verlaufe wieder zurück. Vielleicht erklärt sich hierdurch die Angabe in einigen Krankengeschichten, daß Lymphadenitis nicht vorhanden sei.
Die Drüsen sind fast immer indolent, hart und verschiebbar, ihre Umgebung ist nicht entzündlich infiltriert, nur ausnahmsweise kommt es zur Vereiterung, wozu zweifellos auch die Exkoriationen der äußeren Haut beitragen. Dementsprechend werden auch in den intra vitam punktierten oder exzidierten Drüsen regelmäßig Trypanosomen, aber seltener und dann fast immer nur im letzten Stadium Diplo- streptokokken gefunden, oft erst wenn der Kranke moribund ist. ln einigen Fällen konnte durch wiederholte Untersuchung des Drüsensaftes während des Lebens und durch die kurz nach dem Tode vorgenommene Obduktion das gänzliche Fehlen dieser Bakterien zweifellos festgestellt werden (Greig und Gray).
Parotis Schwellung ist ebenfalls nicht selten, diese tritt jedoch auch als Komplikation einer in manchen Gegenden weitverbreiteten Stomatitis auf von welcher nach Feldmann besonders die Bananen essende Bevölkerung in einzelnen Gegenden des Bezirks Bukoba befallen wird.
An dieser allgemeinen Drüsenschwellung nehmen die Tonsillen in der Regel nicht teil.
Zirkulationsorgane. Die Herztätigkeit läßt schon früh den Einfluß der Erkrankung erkennen. Bei Europäern wie bei Eingeborenen fanden die Beobachter mit wenigen Ausnahmen (van den Camrenhout, Dryepondt) eine auffallende Beschleunigung der Pulsfrequenz, welche in einzelnen Krankheitsgeschichten schon vor anderen deutlichen Symptomen in einer Höhe bis zu 144 Schlägen (Greig und Gray) erwähnt wird. Da die Zahl der Pulsschläge auch außerhalb der Fieberanfälle erhöht ist, so steht sie in einem deutlichen Mißverhältnis zur Körpertemperatur. Nur während der subnormalen Temperaturen im Endstadium sinkt manchmal die Zahl der Pulsschläge ebenfalls, Verfasser sah sie bis auf 40 herabgehen.
Die Schwäche des Herzmuskels kommt auch in der schon zu Beginn des zweiten Stadiums, oft noch früher, beobachteten verminderten arteriellen Spannung zum Ausdruck. Mit dem Potain’schen Sphygmomanometer erhielt die portugiesische Kommission an der Radialis Zahlen von 6—8, oft von 5 und 4, manchmal war der Puls so erbärmlich, daß der an gesunden Personen auf seinen Gang geprüfte Apparat bei den Kranken überhaupt keine Werte ergab.
Der Schwäche der quergestreiften willkürlichen Muskeln scheint demnach eine Myasthenie mit Tachykardie und Embryokardie des Herzens zu entsprechen. Die gewöhnlichen schweren terminalen Begleiterscheinungen von Myokarditis wie Dyspnoe und Cyanose treten jedoch nicht auf. Der erste Ton über der Herzspitze ist abgeschwächt, die zweiten Töne an der Herzbasis dagegen verstärkt (portugiesische Kommission).
Die Zusammensetzung des Blutes ist bei allen darauf untersuchten Fällen keineswegs gleichmäßig, zumal die Kranken gleichzeitig auch aus anderen Ursachen eine veränderte Blutbeschaffenheit zeigen können.
Bei allen Kranken kommt es im Laufe der Krankheit zu einer gewissen