Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
Seite
633
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Die menschliche Trypanosomenkrankheit und afrikanische Schlafkrankheit. 633

| erscheinen nur bald im Zusammenhang mit den ersten Fieberbewegungen, bald in der fieberfreien Zeit auf dem Körper zerstreut erythematöse Flecke von wechselnder Größe, Form und Lage. Die auf Fingerdruck abblassenden Stellen jucken lebhaft, auf der braunschwarzen Negerhaut sind sie kaum sichtbar und er­scheinen nur als etwas dunklere Flecken, so daß manche Beobachter nur von einem §/ Pruritus berichten.

c Das reine Erythem kann anfangs ganz flüchtig auftreten, geht aber bald,

\ wahrscheinlich nur unter dem Einflüsse des Kratzens, in ein vesiko-papuloses | Exanthem über, welches bei den vorübergehenden günstigen Schwankungen im Be­ll finden des Kranken spontan oder unter geeigneter Behandlung wieder verschwinden I kann oder im weiteren Verlaufe des Leidens von einem Kratzekzem mit allen f seinen Komplikationen verdeckt wird.

\ Der Dekubitus kann durch sorgfältige Pflege auch in den schwersten Fällen

vermieden werden und bleibt auch bei sich selbst überlassenen Kranken nicht selten aus. Oft beruht er aber auf zentralen trophischen Störungen und ist dann unabwendbar.

In allen Fällen hat die im gesunden Zustande fast sammetweiche Negerhaut ihre Frische und Geschmeidigkeit verloren und ist rauh und trocken geworden, die zahlreichen Schuppen der chronisch ekzematösen Stellen bedecken wie ein grau­weißer, grober, krümliger Staub die Hautoberfläche zwischen den frischeren, dunkler erscheinenden Erythem- oder Ekzemstellen.

Auf weißer Haut sind die Farbenunterschiede deutlicher, das Erythem tritt stärker hervor und kann leicht mit Arznei-, besonders Chininexanthem, verwechselt werden, zumal es während der fieberfreien Zeit ganz verschwinden kann. Im Ge­sicht kann das Erythem in A T erbindung mit leichten Ödem im ersten Krankheits­stadium dem Kranken vorübergehend ein blühendes Aussehen verleihen. Das nach

( seinem Abblassen auf dem Körper zurückbleibende papulöse Ekzem kann zur Ver­wechslung mit rotem Hund führen.

Pruritus ohne sichtbare Hautveränderung kommt bei beiden Rassen vor.

* Ödeme können sich schon während der ersten Anfälle von Trypanosomen-

I fieber mit dem Erscheinen der Parasiten im Blute zeigen, gehören aber zu den konstantesten Symptomen der eigentlichen Schlafkrankheit. Ihr Sitz ist zwar vor­wiegend das Gesicht, zu dessen eigentümlichem Ausdruck sie beitragen, die unteren Extremitäten, besonders die Knöchel und die Vorderseite der Tibia, das Brustbein und die Unterbauchgegend, sie können aber allenthalben am Körper in allgemeiner t Ausdehnung oder lokalisiert erscheinen. Sie sind eher hart als weich zu nennen,

| nicht selten hinterläßt aber auch der Fingerdruck für kürzere Zeit einen tiefen Ein­druck. Afanchmal haben die Anschwellungen einen angiospastischen Charakter oder machen den Eindruck einer beginnenden Phlegmone.

Die Schwellung der oberflächlichen Lymphdrüsen , besonders der Cervikaldriisen, ist von jeher den Beobachtern aufgefalleu, aber früher von den

i meisten auch vom Verfasser als eine Folge der zalüreichen Hautexkoriationen angesehen worden, welche beim Neger schon in gesunden Tagen und erst recht während einer langwierigen Krankheit fast immer zu finden sind. Seitdem den Anfangserscheinungen der Trypanose mehr Beachtung geschenkt wiid, hat es sich gezeigt, daß diese Lymphadenitis fast in jedem Falle als ein Initialsymptom auf- tritt (portugiesische Kommission). In der allerneuesten Zeit haben be­sonders die englischen Forscher in Uganda auf diese Erscheinung Gewicht gelegt j und bezeichnen das Anfangsstadium geradezu als eine spezifische durch Tryp. gam- biense hervorgerufene Polyadenitis (Greig und Gray).

Intra vitarn ist Schwellung der Femoral-, Inguinal-, Axillar-, besonders aber