Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
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Dr. Hans Zieriann.

Nieren: Epithel der Glomeruli oft nicht sichtbar verändert. Dagegen kann auch hier Hämosiderineinlagerung sich finden bzw. Imprägnierung durch Hämoglobinepithel der Harnkanälchen, in den tätlich endenden Fällen verfettet, z. T. nekrotisch und oft mit Hämosiderinkörnchen bzw. Hämoglobin imprägniert. Bei Anurie finden sich in den zuweilen erweiterten, geraden Harnkanälchen Hiimoglobinzylinder (die A. Plehn in den gewundenen Harnkanälchen stets vermißte, und) die als feste Pfropfe den Verschluß be­dingen können. In älteren Fällen von Anurie verlieren diese Pfropfe wieder ihre Hämo­globinfarbe.

Diagnose des Schwarzwasserfiebers.

Da es sich, wie wir sahen, um einen einheitlichen Krankheitsprozeß handelt prinzipielle Unterschiede zwischen sogenannter Chininvergiftung und eigentlichem Schwarzwasserfieber nicht existieren, dürfte die Diagnose leicht sein. Halten wir nur daran fest, daß zum Entstehen des Schwarz Wasserfiebers nötig ist:

1. meist wiederholtes Überstehen von Malaria,

2. eine Gelegenheitsursache also gewöhnlich Chinin oder ein anderes Medikament, bzw. manifeste Malaria.

'Wenn dann die früher deutlich geschilderten Symptome (speziell Hämo­globinurie, Schüttelfrost, Ikterus, heftiges Erbrechen) auftreten, wenn dann noch Malariaparasiten bzw. melanifere Leukocvten (oder Vermehrung der großen mono­nukleären Leukocyten) nachweisbar sind, ist jeder Zweifel ausgeschlossen. Letzteres ganz besonders, wenn es sich um eine sogenannte Schwarzwasserfiebergegend handelt.

Von größtem Wert wäre aber auch die Diagnose der Schwarz­wasserfieberdisposition.

Leider läßt uns bekanntlich die prophylaktische Untersuchung des Blutes im Stiche, da wir vor dem Schwarzwasserfieberausbruche zuweilen auch ganz normale Blutbefunde haben können.

Immerhin haben wir, falls bei einem chronisch Malaria­kranken (noch dazu etwas kachektiscliem) nach Chiningenuß Ei­weiß bzw. Urobilin im Harn auf tritt, wenn ferner Temperatur­steigerung sich einstellt, mit der Sch warzwasserfieberdisposition, ja schon eingetretener leichter Hämocytolyse zu rechnen. Besonders trifft das zu für Leute, die früher schon ein- oder mehrmal Schwarzwasserfieber überstanden. Ich möchte dringend empfehlen, in Fällen mit ver­muteter S c h w a r z w a s s e r f i e b e r d i s p o s i t i o n die Toleranz gegen Chinin künftig auch durch ständige Kontrolle des Blutes festzu­stellen (d u r c h Z ä li 1 e n d e r r o t e n B1 u t k ö r p e r j e d e s m a 1 1218 S t u n d e n nach erfolgter Chiningabe, ferner durch Feststellen des Hämo­globingehalts). Ist ein Sinken der betr. Zahlen festzustellen, ist mit den Chinin­dosen auszusetzen.

Ebenso werden wir nur mit kleinsten Chinindosen beginnen können, wenn sich starke Basophilie, Polychromatopliilie, Verringerung der Isotonie der roten Blutkörper und Verringerung der Gerinnbarkeit des Blutes findet.

Differentialdiagnose des SclnvarzWasserfiebers gegenüber

1. paroxysmaler Hämoglobinurie. Letztere zwar klinisch dieselben Symptome zeigend, aber in den Tropen mindestens viel seltener wie Schwarzwasser­fieber und nie zum Tode führend.

2. G e 1 b f i e b e r. Es kommt bei demselben im Gegensatz zum Schwarzwasser-