Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
Seite
578
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Dr. Hans Ziemann.

Seilwinden der Hämoglobinurie zu Nephritis kommen, welche ebenfalls zu Anurie und zum Tode führen kann.

Im allgemeinen gibt jede länger als 24 Stunden dauernde Schwarzwasserfieberanurie fast absolut ungünstige Prognose, und sind die 4 Fälle A. Plehns, bei denen es trotz mehr­tägiger Anurie wieder zu mehr oder weniger normaler Funktion der Nieren kam, als Ausnahmen zu betrachten. 3 seiner Fälle kamen nachher doch zum Exitus.

Einer seiner Schwarzwassertieberkranken gab auch mit Bestimmtheit an, früher einmal 4 tägige Anurie gehabt zu haben. Ein anderer Patient mit 9 tägiger Anurie blieb bis wenige Stunden vor dem Tode bei voller Besinnung und, abgesehen von den 2 letzten Tagen, in erstaunlich gutem Kräftezustande. Nur der Arzt konnte die verzweifelte Schwere des Zustandes ermessen.

Trotz mehrtägiger Anurie kann die Temperatur ganz fieberlos bleiben.

Die während der mehr oder weniger kompleten Anurie abgesonderte Harn- fliissigkeit war in meinen Fällen von einer trüben gelben bzw. braungrauen, manchmal ins Grünliche schillernden Farbe mit wenig oder keinem Gehalt an Albumin, ln wenigen Fällen sah ich dann auch sehr reichen Gehalt an Albumen, reichliche Zylinder und verfettete Nierenepithelien. Nach mehrtägigem Bestehen der Anurie trat fast bei allen meinen Kranken intensiver Harngeruch der Haut auf. Ödeme habe ich bei Anurie auffallenderweise bisher stets vermißt.

Eine ebenso ungünstige Prognose wie die Fälle mit Anurie er­geben solch e mit akut ein tretender Ins uffizien z der mopoetischen Organe (vgl. unter pathologisch-anatomischer Befund).

Es kann in diesen Fällen nach Schwinden der Hämoglobinurie und der etwa vorhanden gewesenen Malaria ganz normaler, heller Urin, ja sogar in abnormer Menge entleert werden. Trotzdem hält das remit­tierende bzw. interemittierende Fieber an.

Die roten Blutkörperelemente sind hochgradig verändert (fast nur aus Makro- Mikro-, Poikilocyten bestehend), Basophilie und Polycliromatophilie ausgesprochen, die Gerinnungsfähigkeit minimal. Hämoglobin und Zahl der roten Blutkörper können nach dem Schwarzwasserfieberanfalle weitere Abnahme zeigen, da kein Ersatz für die unter­gehenden Blutelemante geleistet wird.

Auffallend ist, daß in solchen Fällen, selbst wenn der weitere Blutzerfall ein rapider wird, bis jetzt nicht Hämoglobinämie gefunden wurde, und der Urin seine helle klare Farbe behielt. Wie ein Licht langsam auslischt, dämmern solche Kranke meist ohne Bewußtsein und Schmerzen hinüber. Derartige Fälle scheinen mir mehr als bisher der klinischen Beachtung wert.

Pathologisch-anatomischer Befund hei Schwarzwasserfieber.

Derselbe wirdet was verschiedensein, je nachdemdasSch warz- wasserfieber sich an schloß an eine manifeste Malaria oder nicht (Fälle Murris oder Tomaselli's). Im ersteren Falle kommt eben zu dem patho­logischen Malariabefunde derjenige des Schwarzwasserfiebers hinzu. Der Befund wird ferner verschieden sein, je nachdem der Tod auf der Akme des Blutzerfalls erfolgte, oder erst so und soviel Tage später, nachdem hochgradigste Anämie, auch der inneren Organe, ein­getreten, bzw. die Funktion der Nieren schon völlig normal ge­worden war.

Bei Zusammenfassung zahlreicher Sektionsprotokolle ergibt sich als Schema für den mikroskopischen Befund bei frischen Fällen folgendes: