Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
Seite
558
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Das Scliwarzwasserfieber,

Von

Marineoberstabsarzt Di. Hans Zieinann, Eegierungsarzt in Kamerun.

Synonyme. Febris biliosa haemoglobinurica, Blackwater fever, bilious haemo- globinuric fever, Fievre bilieuse liematurique, oder besser liemoglobinurique, auch Gallen- fieber (Fievre icterohemorrhagique, Fievre bilieuse grave). Am richtigsten wäre, wie wir noch sehen werden, der Nameakute Erythrocytolyse bei oder nach Malaria.

Nachdem wir nunmehr das klinische Bild der Malaria selbst kennen gelernt haben, sei noch einer Folgekrankheit 1 ) derselben gedacht, welche speziell für den Tropenarzt von der allergrößten Bedeutung ist, des sogenannten Schwarz Wasserfiebers.

Dasselbe ist bedingt durch einen akuten Zerfall einer mehr oder weniger großen Anzahl roter Blutkörper. Das Hämoglobin geht infolgedessen im Blutserum in Lösung über und gelangt, wenn die Leber das Hämoglobin nicht mehr in Gallen­farbstoff umwandeln kann, durch die Nieren im blutig gefärbten Urin zur Aus­scheidung. Klinisch erinnert das Schwarzwasserfieber daher auch in vielen Punkten an die gewöhnliche paroxysmale Hämoglobinurie; das heißt, es kommt zu der Hämoglobinurie unter mehr oder weniger plötzlichem Anstieg der Temperatur, be­gleitet fast stets von Schüttelfrost und Erbrechen und gefolgt von Ikterus. Die Unterschiede werden wir noch weiter unten kennen lernen. Wie wir ebenfalls noch sehen werden, kommt es in manchen Fällen gar nicht zur Ausscheidung des im Serum gelösten Hämoglobins durch die Nieren, sondern es bleibt bei einer Hämoglobinämie.

Es dürfte zum Verständnis des Folgenden dienen, wenn ich daran erinnere, daß bekanntlich auch in nicht malarischen Gegenden durch eine Reihe von Giften wie chlor­saures Kali, Pyrogallussäure, Naphtol, Schwefelsäure, Glyzerin, Toluylendiamin, Pyrodin, Phenylhydrazin, Amylnitrit etc. Hämoglobinurie hervorgerufen werden kann. Auch frische Morcheln (Helvella esculenta) vermögen, wie Boström gefunden, eine intensive Hämoglobinurie mit Ikterus, Delirien, Krämpfen und Sopor, ja selbst den Tod herbeizu­führen, ebenso Extractum filicis maris, Schlangengift, Guyacolvergiftung, Winkelsche Krankheit. Ähnliche Wirkungen schreibt man in Kamerun dem spirituösen Extrakte der Blätter und Stengel von Ophiocaulon dssampeloides Puanch. (Hoock) zu. Ferner sieht man auch im Verlaufe mancher schweren Infektionskrankheiten wie Scharlach, schwerem Typhus abdominalis, mancher Streptokokken-lnfektionen Hämoglobinurie auftreten, Re­sorption größerer abdominaler Ergüsse infolge Graviditas extrauterina, Verbrennungen,

b Mit Absicht vermeiden wir den AusdruckKomplikation.