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Dr. Hans Ziemann.
Um dem Boden Feuchtigkeit zu entziehen und Versumpfung zu verhüten, hat man auch vielfach Anpflanzungen gemacht von Sonnenblumen (Helianthus annuus), Eucalyptus (Eucalyptus rostrata und globulus), Kalmus (Calamus aromaticus), Papaja (Carica papaja), Wasserreis (Zizania aquatica), Casuarina equiseti und andere. Bekannt geworden sind die großen Eucalyptusanpflanzungen bei dem Kloster Tre Fontane bei Rom, die zu Sanierungszwecken unternommen wurden. Indeß wurde, wie Marciiiafava mitteilt, nur eine Verbesserung, keine Beseitigung der Malariamorbidität erzielt, abgesehen davon, daß neben den Eucalyptusanpflanzungen auch Bodendrainage usw. stattfand.
Insbesondere verdient die Anpflanzung der Papaja, welche eine der gesundesten Tropenfrüchte liefert, die aller wärmste Empfehlung. Außerdem nimmt der Baum mit seinem gering entwickelten Laube nicht viel Brise fort. Pflanzen, wie Bananen (Musa paradisiaca und sapientium) und Mangobäume, die ebenfalls viel Feuchtigkeit absorbieren, dürfen wegen ihres dichten Laubes in zu assanierenden Orten auf keinen Fall in der Nähe der Wohnungen stehen. Auch Anpflanzungen von Plectogyne aspidistra sind nach dem Vorgänge des Congostaates zu versuchen.
Erwägung möge verdienen, daß ich in den Marschen Norddeutschlands vielfach die Meinung hörte, daß erst seit Erscheinen der Wasserpest (Anacharis alsi- nastrum) in den Gräben und Kanälen eine Abnahme der Malaria erfolgt wäre.
Die Erklärung dürfte die sein, daß die Wasserpest rein mechanisch wie das Petroleum die Anopheleslarven an der freien Bewegung und Atmung hindert, da sie wie ein dichter Filz die Wasseroberfläche überspinnt. Ähnliche Erfahrungen mit Tropenpflanzen scheinen noch nicht vorzuliegen.
Eine schwierige Frage ist, ob man wichtige Kulturen, die an sich günstige Bedingungen für Malariaausbreitung schaffen, wie z. B. Reiskultur, abschaffen, bzw. nicht erst neu einführen soll. Marciiiafava empfahl die Reiskultur in Malariagegenden nicht, da nach den Untersuchungen Celli’s und Casaghaxdi's die Larven und Nymphen in einem mehr oder weniger feuchten Boden auch nach der Entfernung des Wassers überleben können, die Nymphen auch in ausgetrocknetem Boden, und da die Eier nach den Untersuchungen von Ross und Geassi in einem ausgetrockneten Terrain auch für Tage am Leben bleiben könnten.
Uber die Reiskultur haben die ..Atti della Societä per gli studi deila malaria“ in Italien wertvolle Aufschlüsse gegeben.
Danach nimmt die Malaria mit dem Aufhören der Reiskultur im allgemeinen erheblich ab, ja hörte beinahe auf, wie in dem Gebiet von Parma und Vicenza, manchmal auch trotz des fortdauernden Anophelismus.
Unsere neuen Kenntnisse über den Infektionsmodus der Malaria werden uns gestatten, derartige Kulturen, falls sie wirklich gewinnbringend sind und von einer intelligenten und disziplinierten Arbeiterschaft geübt werden, ruhig fortzusetzen bzw. zu beginnen, unter Kombination aller Hilfsmittel im Kampf gegen die Malaria fräumliche Entfernung der Wohnungen von den Wasserstellen. Moskitoschutz der Häuser, prophylaktischer Chiningenuß während der Malariasaison usw.).
Außerdem haben sich die Anophelinen, wie schon erwähnt, in manchen Tropengegenden derart an das feuchte Klima gewöhnt, daß sie während aller Entwicklungsstadien keine nennenswerte Austrocknung vertragen. Diese Tatsache ist natürlich ebenfalls wichtig für die agrarische Sanierung der betreffenden Gegenden.
Den Wäldern wurde früher ein günstiger Einfluß gegen die Verbreitung der Malaria zugeschrieben, indem sie die Malariakeime gewissermaßen filtrieren sollten. Wir kennen heute Wälder mit Sümpfen, die reiche Mengen Anopheleslarven beherbergen. (Sciiaudixn s Beobachtungen in Leine.)