Malaria.
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diese Fälle scheint mir aus äußeren Gründen auch die Methode Cellfs praktisch, jeden Sonnabend und Sonntag abends 1 g Chinin zu geben. Diese Tage prägen sich als Termin leicht dem Gedächtnisse ein.
Zur Begründung der oben erwähnten 4 tägigen „Universalprophylaxe“ sei einiges vorausgeschickt.
Wir sahen schon, daß auch bei den Schülern Kocir's die Chinintermine immer näher aneinanderrückten, so daß einige schon jeden 7. und 8. Tag Chinin gaben, und daß selbst dann noch nicht mit absoluter Sicherheit eine Infektion vermieden wurde. Der Grund ist meines Erachtens, daß bei dieser Prophylaxe das Chinin aus dem Menschen schon völlig eliminiert sein kann, wenn eine neue Infektion erfolgte, und daß dann die ev. schon in der Teilung begriffenen Parasiten nicht mehr von prophylaktisch gegebenem Chinin getötet wurden. Es muß also immer eine bestimmte Menge Chinin im Körper kreisen, um prophylaktisch wirken zu können. Kleine tägliche Dosen sind aber, wie wir sahen, oft unwirksam zur Verhütung schwerer Malaria. Durch Mariani wissen wir andererseits, daß Chinin noch am dritten Tage nach der Chiningabe im Urin nachweisbar ist. am vierten Tage nur noch in Spuren. Ergo liegt der Gedanke nahe, Chinin in größeren therapeutischen Dosen jeden vierten Tag zu geben.
Das jeden vierten Tag gegebene Chinin tötet dann die iu jenem Zeitpunkte ev. vorhandenen extraglobulären oder jüngsten endoglobulären Parasiten, und schwächt wenigstens die anderen Entwicklungsstufen. So kann also allmähliche Desinfektion des Blutes stattfinden, falls keine Gameten vorhanden sind.
Aus disziplinären Gründen mußte ferner dieselbe Prophylaxe, welche Rezidive verhüten soll, auch diejenige sein, welche Neuerkrankungen verhütet.
Im Falle einer wirklichen Erkrankung an Malaria wurden, wie schon erwähnt, noch 3 Tage hintereinander nach dem Fieberanfall je 1 g Chinin gegeben, dann noch 14 Tage hintereinander 1 Tag um den anderen 1 g. Es war das die verschärfte Prophylaxe, an welche sich dann erst meine gewöhnliche Prophylaxe anschloß. Gerade dieser verschärften Prophylaxe schreibe ich mit der im Anschluß an jene durchgeführten 4 tägigen gewöhnlichen Prophylaxe die relative Seltenheit von Rezidiven bei meinen Patienten zu.
An der Westküste Afrikas würden aber manche Leute sogar nur 1 g Chinin alle 4 Tage unangenehm empfinden.
Diese nehmen vielfach alle fünf Tage (nach A. Plehn) 0,5 mit dem segensreichsten Erfolge, so daß die früheren häufigen Fieber, auch Schwarzwasserfieber, schwanden oder seltener und leichter wurden. Die Parasiten sind bei Anhängern dieser Methode, die sich des blühendsten Wohlseins erfreuen können, oft in einem latenten Stadium, in dem es bei Aufgabe dieser Prophylaxe zu neuen Fiebern kommt. Viele wiederum, die bei 0,5 alle fünf Tage weiter Fieber bekamen, steigerten von selbst die Dosen auf 1,0.
Soll nun ein Mann, nachdem er mit Erfolg, aber vielleicht mit größtem Widerwillen, in malariaverseuchter Gegend jeden 7. und 8. Tag 1 g Chinin genommen, diese Prophylaxe beibehalten, nachdem er an einen gesundheitlich günstigen Ort gesandt ist, wenn er selber merkt, daß die Malariainfektion scheinbar im Schwinden begriffen ist? Würde man den Mann veranlassen, noch weiter jeden 7. und 8. Tag 1 g Chinin zu nehmen, so kann bald völlige Chininscheu und Aufgabe der Prophylaxe erfolgen und dann ein Rezidiv oder Neuinfektion ein erst recht sich einstellen. Oder soll ein nervöser, überarbeiteter Bureaumensch, der vielleicht noch gar kein Fieber gehabt, sich zwingen, trotz des Widerwillens jeden 7. und 8. Tag 1 g Chinin weiter zu nehmen? Gewiß nicht.
Die Zahl der Möglichkeiten, warum eine bisher geübte Methode der Prophylaxe infolge Änderung der klimatischen, körperlichen und geistigen Lebensbedingungen des Betreffenden geändert werden könnte, ließe sich noch vermehren.