Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
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I)r. Hans Ziemann.

die Anophelinen im allgemeinen Haustiere sind, wenigstens Nachts, die sich meist mir in Tümpeln in der Nähe menschlicher Ansiedlungen entwickeln. Sodann er­fuhren wir, daß der Mensch das ganze Jahr hindurch Träger der Malariainfektion sein kann, da die Gameten sich lange Zeit in seinem Blute aufhalten können, daß aber in den gemäßigten Breiten die Anophelinen die Malaria nur in bestimmten Perioden des Jahres übertragen können, wenn im Sommer und Herbst eine Zeitlang eine be­stimmte Temperatur geherrscht hat. In den Tropen können die Anophelinen die Malaria das ganze Jahr hindurch übertragen, da die für die Entwicklung der Para­siten im Anopheles nötige Temperatur stets vorhanden ist.' Da aber auch in den Tropen die Vermehrung der Anophelinen an das Vorhandensein von Tümpeln ge­bunden ist, diese Tümpelbildung aber vielfach abhängt von den zu bestimmter Zeit wiederkehrenden Regenzeiten, haben wir auch dort in Wirklichkeit vielfach ähnliche epidemiologische Verhältnisse, wie in den gemäßigten Breiten (vgl. Epidemiologie). W i r haben also theoretisch die Möglichkeit, die Malaria a u s z u - rotten:

1. indem wir die Malariaparasiten im Menschen ausrotten.

A) durch systematische C hinin behänd lung der Malaria­kranken, da dann die Anophelinen sich nicht mehr an dem Blute der Kranken infizieren und so die Krankheit von Mensch zu Mensch weiter übertragen können;

B) indem wir die in den Körper ev. eindringenden Ma 1 aria- parasiten gleich im Beginn ihrer Entwicklung ab töten, noch be­vor es zum Fi eher an fall gekommen. Eigentliche Chininprophylaxe;

2. indem wir die die Malaria übertragenden Anophelinen ausrotten,

3. indem wir den Menschen gegen den Stich der Anophelinen schützen.

Theoretisch müßten dann die Malariakeime in den infizierten Anophelinen allmäh­lich absterben, wenn ihnen keine Gelegenheit gegeben wird, gesunde Menschen zu infizieren;

4. indem wir durch soziale Prophylaxe, d. h. durch Hebung des sozialen Elends, Sorge für bessere Ernährung, Wohnung, Kleidung. Auf­klärung über das Wesen der 3Ialaria usw. die Widerstandskraft der malaria­verseuchten Bevölkerung zu heben suchen.

Wir teilen ferner die Prophylaxe, je nach der Ausdehnung unserer Ziele, ein in

A) allgemeine Prophylaxe, welche die Ausrottung der Malaria im ganzen bezweckt,

B) persönliche Prophylaxe, welche den Schutz des einzelnen Individuums gegen die Malaria erstrebt.

1. Ausrotten der Malariaparasiten im Menschen.

A) Durch systematische Behandlung der Malariakranken mit Chinin.

Für die alleinige Ausübung der Methode 1 ad A) hat sich in entschiedenster Weise R. Koch ausgesprochen. Nach ihm muß in dem Gebiete, in welchem der Kampf gegen die Malaria beschlossen ist, während der dem Ausbruch der Malaria vorher­gehenden Zeit das Blut aller Malariaverdächtigen auf Malariaparasiten untersucht werden. Am besten würden überhaupt alle Einwohner untersucht, vor allem auch die Kinder, welche das größte Kontingent der Malariakranken stellen, ferner auch die zugereisten Personen aus einer Malariagegend. Diese müßten bei Erkrankung an