Malaria.
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sind, die also auf Temperaturen unter 38° C rechnen können, ist aber direkt verderblich für die vielen Neuerkrankenden. Diese erwarten oft Tagelang vergeblich Temperaturen unter 38° C. Aus der bei Perniciosaneuerkrankungen ganz unbegründeten Angst vor Schwarzwasserfieber nehmen diese Patienten kein Chinin. Das Fieber wird immer hartnäckiger, die Zahl der Gametocyten häufiger, die Anämie immer ausgesprochener und die Disposition zu dem, was gerade vermieden werden sollte, zum Schwarzwasserfieber, wird jetzt erst geschaffen.
Doch betrachten wir zunächst die Wirkung des in starken Dosen von 1—1,5 g gegebenen Chinins auf die Perniciosaparasiten in mittel schweren Fällen und während •der endoglobulären Entwicklung derselben.
Die jungen endoglobulären Perniciosaparasiten werden bei starker therapeutischer Chinindosis zunächst womöglich noch etwas lebhafter amöboid beweglich, um dann Scheibenform anzunehmen und zum Teil die roten Blutkörper zu verlassen und in das Plasma des Blutes überzutreteu, wo sie zugrunde gehen. Jedenfalls nimmt ihre Zahl, wie schon erwähnt, bei fortdauerndem Chiningebrauch immer mehr ab, um schließlich ganz zu verschwinden.
Während Marchiafava und Bignami an gefärbten Präparaten von jungen endoglobulären chininisierten Formen der italienischen Perniciosa keine morphologische Veränderung sehen konnten, glaubt Verf. bei w'estafrikanischer Malaria in solchen Fällen mehrfach eine äußerst feine Körnelung und Ausfransung des Plasmarandes der Parasiten gesehen zu haben, bei den allerjüngsten endoglobulären Ringen auch eine Verzerrung des Plasmas, sowie Abnahme der Färbbarkeit desselben. Das Chromatin dagegen zeigte keine Veränderung. Die größeren Siegelringformen werden durch 1,0—1,5 g Chinin zweifellos öfter in ihrem Wachstum gehindert, ohne daß Verf. morphologisch Veränderungen infolge der Chininwirkung feststellen konnte. Leider sind die betr. morphologischen Vorgänge nicht gut zu verfolgen, da die weitere Entwicklung der Parasiten in inneren Organen stattfindet. Bei Parasiten, bei denen bereits die Chromatinteilung begonnen, bewirkt das Chinin nach gefärbten Präparaten von Sektionsfällen keine morphologische Veränderung, ebensowenig bei reifen Sporulationsformen. Und doch muß eine gewisse Schädigung dieser Formen durch das Chinin eingetreten sein, indem die Sporulation mehrfach später eintritt, und die jungen Merozoiten verspätet bzw. bei wiederholter Chinindosis öfters gar nicht mehr in die roten Blutzellen eindringen.
In diesem Zusammenhänge sei noch erwähnt, daß die roten Blutkörper, aus denen infolge der Chiningabe die Perniciosaparasiten verschwunden sind, scheinbar weiter leben können. Voraussetzung ■durfte sein, daß noch keine Schrumpfung oder deutliche Punktierung (ScHüFFNER’sche Flecke) eingetreten ist. Wenn also die jüngsten endoglobulären Perniciosaparasiten durch kräftige wiederholte Chinindosen, von wenigstens 1 g, z. T. zum Schwinden gebracht werden können (mindestens ein Teil der Schizoiden), sei es durch Austritt aus den roten Blutzellen, sei es durch direkte Vernichtung des Parasitenplasmas, so bedeutet das einen großen Gewinn für den Patienten. Es können ihm dadurch eine Menge roter Blutkörper gerettet werden. Diese Erwägung wird also auch bei der Therapie zu berücksichtigen sein.
Chinin, unrichtig nach Zeit und Menge gegeben, soll auch das Fieber unregelmäßiger und hartnäckiger machen, indem man die Scliizonten gewissermaßen zu den die Rezidive veranlassenden Gametocyten umwandle. Indeß die Gametocyten entwickeln sich nach unseren modernen Anschauungen nicht aus den endoglobulären Schizonten, sondern sind schon präformiert in den Sporulationsformen. Das Vorkommen von Gametocyten in dem ersten Anfall der Perniciosa, bei der nicht schon ein langes Latenzstadium vorausgegangen, konnte Verf. bisher mikroskopisch noch nicht feststellen. Die Möglichkeit ihres Vorkommens schon während des ersten Fiebers muß aber bei der relativen Häufigkeit der Rezidive gerade der Perni-
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