Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
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Dr. Hans Ziemann.

auch etwas Ikterus und Urobilin im Urin auftritt, muß die Blutuntersuchung, die Anamnese, ev. Wirksamkeit des Chinins die entscheidende Diagnose stellen helfen. Übrigens hat t man bei der BANTischen Krankheit ebenso wie bei der Malaria nach Entfernung der Milz erhebliche Besserung der Symptome gesehen.

Über Rückfallfieber und Zeckenfieber (Tick fever), verursacht durch Spirochäten, vgl. die Arbeit von Schilling in diesem Handbuche.

Apoplexie, Insolation, Bnlbär paralyse, akutes Delirium, Urämie sind ohne Blntuntersuchung ebenfalls schon mit Malaria verwechselt, ; ebenso ' 1

Hysterie, bei welcher es zu steilen Fieberkurven kommen kann. Der völlige Mangel aller sonstigen klinischen Malariasymptome, der negative Blutbefund schließen Malaria aus.

Urethralfieber kann auch unter Schüttelfrost einsetzen.

Als ich bei einem Matrosenartilleristen, der schon an Malaria gelitten hatte, in einem malariaverseuchten Fort bei Bremerhaven die Bougierung vornahm, kam es zu ' einem Urethralfieber usw. Ohne Kenntnis des Urethralfiebers, nahm ich damals anfangs j auch erst Malaria an. Die Blutuntersuchung schloß solche aus, und es ließ sich das Urethral- i lieber experimentell immer aufs neue erzielen.

Nieren- und Gallenkolik, Magengeschwür, akute Gastritis,| Magenkrisen der Tabiker können ebenfalls perniciöse Anfälle vortäuschen,! um so mehr, da Nieren- und Gallenkoliken mit Schüttelfrost einhergehen können, j Die Anamnese, der Ort der Erkrankung, der spätere Verlauf, der negative Blut-1 befund sprechen gegen Malaria.

Hyperglobulie. 1903 wurde von mir ein Fall von Hyperglobulie bei einem Neger aus Oberguinea beobachtet, der seit längerer Zeit über Herzklopfen und Stiche inj | der Milz- und Lebergegend, sowie über zeitweises Fiebergefühl klagte und angab er hätte! j Malaria. Milz überragte 3 Finger breit den linken Rippenbogen, Leber 2 Finger breit! den rechten in der Mammillarlinie. Herz etwas vergrößert. Die Milzpunktion förderte! keine Malariaparasiten zutage. Temperatur stets normal. Zahl der roten ganz normalen j \ Blutkörperchen war stets annähernd 9 Millionen in 1 ccmm; Leukocytose. Hb. nach) j Fleischl über 120%. Der eigenartige Blutbefund sprach sofort gegen Malaria, und war ( aufs höchste auffallend. Erst nach Kenntnisnahme der Arbeiten von Rosengakt, Osler i und Türk stellte ich nachträglich die obige Diagnose. Es ist der erste beim Neger er­wähnte Fall. f

Lebercirrhose. Sowohl bei der sog. echten wie auch bei der biliären 111 Cirrhose kann es zu intermittierendem Fieber von meist quotidianem Typus (hevre 11 intermittente hepatique) kommen, ohne daß sich Malariaparasiten nachweisen lassen, j

Lebersyphilis kann ebenfalls zuweilen unter Fieber verlaufen und Malaria vor- | täuschen. Klemperer behandelte einen solchen, gleichzeitig durch Milztumor aus- j gezeichneten Fall, der in Südafrika fälschlicherweise als Malaria aufgefaßt und mit Chinin i behandelt worden war. )

Po st mal arisches Chininfieber (vgl. Fieberverlauf in Abschnitt ^Allge­meine Pathologie.)

Prognose (1er Malaria.

Dieselbe ist verschieden je nach der Art der Parasiten, Konstitution, Komfort und Alter des Kranken, Dauer der Krankheit, Ort der Infektion und Jahreszeit (ob in der eigentlichen Fiebersaison zum Ausbruch kommend oder nicht). Die Erkrankung an Tertiana und Quartana jgt, wie schon erwähnt, an und für sich niemals eine lebensgefährliche Erkrankung, indem trotz ungenügender oder gänzlich mangelnder