Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
Seite
461
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Malaria.

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Vorkommen, wenn keine Blutuntersuchungen vorliegen. Insbesondere pyämische Prozesse können auch in Vormittags- oder frühen Nachmittagsstunden Fieber ver­anlassen, also zu Tageszeiten, in denen auch die Malariaanfälle am häufigsten sind.

Irreguläre, ohne Frost beginnende Fieber können bei Leuten Vorkommen, die lange an Tertiana simplex oder Quartana litten und nie ordentlich behandelt sind. Bei diesen muß der Milztumor und die dann meist bestehende Anämie den Verdacht auf Malaria lenken.

Milztumor findet sich bei allen ausgesprochenen Fällen von Tertiana oder Quartana und ist daher ein wichtiges diagnostisches Hilfsmittel, wenn es sich um Erkrankungen in einer Malariagegend handelt. An und für sich ist Milztumor nicht für Malaria allein charakteristisch, auch nicht Herpes.

Schwieriger ist manchmal

die klinische Diagnose der Perniciosa, insbesondere, wenn es sich um irreguläre Fieber handelt. Die von Marchiafava und Bignami zuerst be­schriebene Kurve der Tertiana maligna oder estivo-autumnalis kann, wie wir sahen, zuweilen auch sehr verwischt sein.

Das häufige Fehlen des Froststadiums, die lange Dauer des Fieberanfalls, die Kürze der Apyrexie, welche manchmal kaum angedeutet ist, der häufiger fehlende Nachweis eines Milztumor vermehren noch die Schwierigkeiten der klinischen Diagnose. (Vgl. außerdem die bereits erwähnten Resultate Ruges, betr. fehlerhafte Temperaturmessungen.)

Bei Rezidiven kann es indeß auch in Gegenden mit schwerster Perniciosa zu äußerst regelmäßigen Fiebern mit steilen Kurven kommen, genau wie bei Tertiana simplex und duplicata.

Die Diagnose der Malariakachexie wird sich auch bei Fehlen von Parasiten im peripheren Blute stellen lassen bei einem Patienten mit kachektischem Aussehen, welcher in einer Fiebergegend war und eine ungezählte Menge von Fiebern hinter sich hat, auch Milz und Lebertumor, sowie die Zeichen der sekun­dären Anämie aufweist.

Differentialdiagnose.

Die außerordentliche Mannigfaltigkeit der klinischen Symptome der Malaria, welche fast das ganze Gebiet der inneren Medizin in gewisser Hinsicht umfassen kann, macht die Differentialdiagnose manchen anderen Krankheiten gegenüber nicht immer leicht. Dies insbesonders, wenn Parasiten momentan im periphei'en Blute nicht zu entdecken sind, und wir schnell therapeutisch handeln müssen.

Unter den Krankheiten, welche mit Malaria speziell verwechselt werden können, nenne ich zunächst:

Eiterungsprozesse, bei denen es noch nicht zur Lokalisation gekommen ist, wie Pyämie, Puerperalfieber, Osteomyelitis, Septikämie, Endokarditis ulcerosa. Pyelitis, Paranephritis, Perityphlitis.

Ich habe dieselben in den Tropen bei Europäern genau so beobachtet, wie in Europa. Alle diese Erkrankungen können zum Teil deutlich intermittierenden Fiebertypus zeigen mit Frost, Hitze und Schweiß, auch Milztumor aufweisen. Lehrreich war noch kürzlich ein Fall von akut verlaufender puerperaler Sepsis in Kamerun mit fast völligem Mangel deutlich puerperaler Symptome. Das klinische Bild erinnerte außerordentlich an Malaria perniciosa. Auch Milztumor war vorhanden. Ford operierte sogar einmal eine angebliche Perityphlitis, die sich nachher als Perniciosa herausstellte und beobachtete noch 4 ähnliche Fälle.

Leberabszeß. Daß Fälle von Leberentzündung bzw. Leberabszeß mit der falschen Diagnose Malaria in Zugang kommen, ist nicht selten. Verf. erinnert sich