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Bd. 3 (1906)
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Malaria.

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Jedenfalls mache man es sich zur Regel, ein für allemal in Gegenden mit schwerer Malaria jedes Krankheitsbild, sei es auch noch so eigenartig, einer systematischen Blutuntersuchung zu unterziehen, um die ev. Malarianatur festzustellen.

Billet beobachtete z. B. unter seinem reichen Krankenmaterial in Constantine in Algier 40 Fälle von echter Malaria, die unter dem klinischen Bilde des Typhus verliefen, und die er als paludisme ä forme typhoide scharf trennt von den nicht seltenen Mischinfektionen des Typhus und der Malaria, den sogenannten fiövres typho-malariennes. Stets stellte er bei diesen typhösen Malariaformen die Anwesenheit der Malariaparasiten, die Abwesenheit der Typhusbazillen, die Abwesenheit der G ruber -WiDALSchen Typhus-Serumreaktion und das schon erwähnte typische Verhalten der großen mononukleären Leukocyten fest. In der Mehrzahl der Fälle kam es gar nicht zum Froststadium, oft auch gar nicht zum Schweiß­stadium. Auch die Fieberkurve war nicht die der klassischen Intermittens. Bezeichnender­weise sah er diese schweren Formen fast nur als Neuerkrankungen im August, September und Oktober auftreten.

Gallenfieber, (febris biliosa, fievre bilieuse, bilious remittent fever.)

Wegen der Häufigkeit des Auftretens greife ich unter den verschiedenen Er­scheinungsformen der Perniciosa das sog. Gallenfieber hier heraus. Dasselbe tritt ganz besonders in den schwersten Fiebergegenden auf, mit Vorliebe auch an der West- und Ostafrikanischen Küste. Fast stets fängt die Krankheit mit Hitze und mit außerordentlich starken Kopf- und Gliederschmerzen, Appetitlosigkeit und äußerster Mattigkeit an. Die Haut fühlt sich heiß an, die Augen glänzen und sind leicht gerötet. Gerade das Gallenfieber verläuft häufig mehr in remittierendem Typus, und das Schweißstadium ist nur wenig ausgesprochen. Das Erbrechen, welches Tag und Nacht hindurch mehrere Tage anhalten kann und jeder Behandlung früher spottete, fördert mehr oder weniger reichliche Massen grasgrüner oder mehr gelblicher Galle zutage. Schließlich kann auch Bluterbrechen eintreten, wie bei Gelbfieber. Schon während oder beim Ende des ersten Anfalles tritt der Ikterus auf, und der Urin färbt sich dann dunkel durch leichliche Alenge von Urobilin, bzw. Bilirubin. Häufig enthält er in diesen Fällen auch Albumen. Prüft mau das Serum des Blutes, so zeigt sich oft deutliche Hämoglobinämie; das sog. Gallenfieber stellt also einen Übergang zum Schwarzwasserfieber dar (siehe dieses).

Die Verbreitung der Perniciosa ist eine außerordentliche und erstreckt sich über alle Zonen außer der kalten. Besonders in den Tropen, wie in Kamerun, stellt sie die Hauptfieberformen dar. Stephens und Christophers fanden sie an der Goldküste und in Lagos allein vor (in G39 Fällen). An verschiedenen Stellen sind darüber in der Arbeit statistische Mitteilungen zu finden.

Auf den Philippinen finden sich die Tropenfieber in 75%, Tertianfieber in 24% und ()uartana in 1%, während sie auf Deli in Sumatra nach Maurer und Schüfener seltener sind als Tertiana und Quartana. Mühlens fand auf Neupommern unter 7 Malaria­fällen Perniciosa sogar nur lmal, dagegen 5mal Tertiana und lmal Quartana.

In Italien fand ich sie als erster 1897 noch im Norden Italiens, in der Lom­bardischen Ebene, was durch Koch und die Italiener später bestätigt wurde. Celli fand sie später auch noch an den Südabhängen der Alpen. Auch in Ungarn und Dalmatien, Südrußland ist sie beobachtet, Ob die Perniciosa früher in Norddeutsch­land vorkam, ist nicht mit Sicherheit zu .sagen.

Ich hörte von einem Orte bei Wilhelmshaven, daß dort im August und September zuweilen Fieber aufträten, die mit Gallebrechen einhergingen und vermehrte Mengen von Chinin zur Heilung erforderten. In einem übersandten Blutpräparat war ein kleines