Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
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405
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Malaria.

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In den meisten Fällen kann man diese quotidianen steilen Fiebersteigerungen durch das Vorhandensein zweier Generationen der Perniciosaparasiten erklären, die je 24 Stunden voneinander in der Entwicklung getrennt sind, also eine Tertiana maligna duplicata verursachen. Maurer erklärt eine Anzahl von sog. scheinbaren perniciösen Quotidianen folgendermaßen.

Der erste Fieberanstieg bei der Perniciosa wäre bedingt durch das Freiwerden der Stoffwechselprodukte der Sporulationskörpet, der erste Abfall durch Beendigung der Sporulation, die präkritische Elevation durch die Stoffwechselprodukte der im Blute kreisenden freien Merozoiten. So könnte ev. eine Parasitengeneration von ca. 48ständiger Entwicklungsdauer zwei Fieberanfälle, getrennt durch eine tiefe Intermission, verursachen und damit eine Pseudoquotidiana. Ich kann diese Erklärung nicht annehmen, da man dann auch bei der Tertiana wenigstens Andeutung einer ähnlichen Kurve auf der Akme des Fiebers haben müßte, was meist nicht der Fall ist.

Wenn man berücksichtigt, daß während eines Fieberanfalles der Perniciosa nicht in jedem Momente die gleiche Menge Toxine in die Zirkulation gelangt, da die Sporulation in den inneren Organen ungleichmäßig vor sich geht, wenn man ferner berücksichtigt, daß auch sekundär durch vorübergehende Stasen in gewissen Gefäß­bezirken Reizungserscheinungen mit folgender Reaktion des Wärmezentrums ent­stehen können, haben wir für die Temperaturschwankungen während der Akme des Perniciosaanfalles eine genügende Erklärung.

Die relative Resistenz der Perniciösen gegen Chinin ist vielleicht mit der höheren vitalen Kraft des Chromatins ihrer Parasiten in A T erbindung zu bringen.

Durchschnittlich pflegen bei der Perniciosa, sowohl in Italien, als auch in den Tropen, die Prodromalsymptome bedeutend intensiver ausgesprochen zu sein, als bei gewöhnlicher Tertiana und Quartana, jedenfalls bei Neuerkrankungen. Besonders besteht häufig schon vorher Kopfschmerz und Abgeschlagen heit. Schüttelfrost ist im ganzen seltener als bei Tertiana und Quartana, immerhin in Italien noch ziem­lich häufig.

Thayer und Hewetson sahen bei Perniciosa in 71,4 °/ 0 der Fälle ein Froststadium, bei Tertiana und Quartana in 97,2 ( '/ 0 . Bei schweren Perniciösen der Tropen ist es aber ziemlich selten. Duggan beobachtete dasselbe in Sierra Leone.

AVährend des Anfalles selbst besteht ausgesprochenes Krankheitsgefühl, inten­sivster Kopf- häufig auch Kreuz- und Gliederschmerzen, Erbrechen, völlige Appetit­losigkeit. Die Kranken machen einen schwerkranken Eindruck. Die Zunge ist dick belegt und es besteht oft starker fötor ex ore. A T ielfach ist das Bewußtsein getrübt und Fieberdelirien treten auf. Im Gegensatz zur Tertiana und Quartana kommt es auch während der oft nur sehr unvollkommen angedeuteten Apyrexie nicht zu der Euphorie, wie sie bei Tertiana und Quartana besteht. Der gerade bei Perniciosa rapide eintretende Zerfall roter Blutkürper und der relativ geringe Milztumor ist schon früher beleuchtet.

Bedingungen für das Zustandekommen lebensgefährlicher Symptome

bei Perniciosa.

Die Gefährlichkeit der Perniciosa ist

1. bedingt durch eine besondere Virulenz der Parasiten, ev. ganz besonders bei der Varietas Afrikaua der Perniciosaparasiten hervortretend,

2. durch die Zahl der Schizonten der Perniciosa,

3. durch eine individuelle Disposition des betreffenden Kranken.

Die A T irulenz der Perniciosaparasiten ist verschieden nach derZeit und nach