Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
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Dr. Hans Ziemann.

an ne Innen. Ja, es kann dieser Zustand als chronische bzw. perniciöse Anämie noch als unabhängige Krankheit fortdauern, wenn bereits die eigentliche Malaria­infektion mit oder ohne spezifische Behandlung geschwunden ist. Man muß in letz­terem Falle dann annehmen, daß die Parasiten in dem hochgradig veränderten Blute nicht mehr den genügenden Nährboden fanden und somit an den Folgen ihrer eigenen Tätigkeit starben.

Bei manchen schweren postmalarischen Anämien, die mit Milztumor verbunden sind, könnte man auch an eine Wirkung von StofTwechselprodukten der hyper­trophischen Milz denken, wie es Grawitz bei der BAXTischen Krankheit vermutet. Indeß ich sah auch Fälle von überstandener Perniciosa ohne irgend wie erheblichen Milztumor, wo sich eine schwere Anämie mit unregelmäßigen Temperatursteigerungen ausbildete. Schwächliche Personen sind immer dieser Komplikation besonders aus­gesetzt. Parasiten wurden im peripheren Blute nie gefunden, und Chinin ist dann gänzlich wirkungslos. Es ist das wichtig für den Anfänger, der nur zu leicht zu großen Chinindosen greift. In anderen Fällen können die Parasiten sich an das so sehr verschlechterte Nähr medium gewöhnen.

Bei der perniciösen progressiven Anämie infolge von akuter Malaria ist schon die Farbe des Blutes auffällig blaß, ja jeder einzelne Tropfen Blut wässerig. Das spezifische Gewicht sinkt dann bis unter 1030, und es können nach Grawitz auch die Trockenrückstände bis unter 10% heruntergehen, so daß das Blut mehr als 90% Wasser enthält gegenüber 78% in der Norm. Die roten B1 u t k ö r p e r verändern ihre Form leicht trotz größter Vorsicht bei f Anfertigung des Präparats. Auch der Eiweißgehalt ist stark vermindert, bis ! auf etwa % des normalen, ebenso die Gerinnungsfähigkeit. Letzteres hat \ hohe praktische Bedeutung in chirurgischen Fällen. Die Zahl der roten Blutkörper - ist enorm vermindert, auch der Hämoglobingehalt. Unter den roten Blutkörpern r treten gerade jetzt solche mit polychromatophiler Färbung und mit basophilen Kör- f nungen auf, ferner Makro-, Mikro- und Poikilocyten, Normoblasten. Megaloblasten, f d. h. große kernhaltige blasse Blutkörper, welche immer ein sicheres Zeichen einer J schweren Anämie sind. Vgl. Taf. XI Fig. 3440. Dabei kann der Hämoglobin- , gehalt mancher roten Blutkörper relativ hoch sein. '

Die Leukocyten sind bei schwerer perniciöser Anämie stets vermindert, da auch die hämopoetischen Organe in Mitleidenschaft gezogen sind. Nach E. Grawitz geht in der Rekonvaleszenz die Vermehrung der weißen Blutkörperchen der Ver­mehrung der roten in der Regel voran.

Die Blutplättchen sind nach meinen Befunden in Kamerun bei den schweren Formen der akuten Malariaanämie meist vermehrt. Ev. hängt der Befund zusammen mit dem vermehrten Auftreten kernhaltiger, unreifer, meist bald untergehender Erythro- cyten, aus deren Kernen sich die Blutplättchen bilden. Auch sollen in den Fällen, in denen es infolge der Malariainfektion zu Hämorrhagieen kommt, die Blutplättchen sich häufiger finden als bei den Blutungen infolge von Hämophilie. Es wird das als differential- diagnostisches Moment aufgefallt.

Sehr selten kommt es scheinbar auch zu

Leukämie. Bekanntlich ist nach E. Neumann jede Leukämie myelogenen Ursprunges. Mosler hat unter 124 Fällen von Leukämie nur 8 oder 10 gefunden, die in ätiologische Beziehung zur Malaria gebracht werden konnten.

Marchiafava und Bignami berichten von 2 Fällen. Ich selbst sah einen Fall von myelogener Leukämie bei einer etwa 10jährigen Tochter des Häuptlings Manga Bell in Duala, welche nach Mitteilung des sehr intelligenten Vaters früher viel an Malariafieber gelitten haben sollte und pigmenthaltige Leukocyten aufwies. Sektion wurde leider nicht