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Dr. Hans Ziemann.
Die nicht mehr vollwertigen Formen zeigen auch weniger Hämoglobin als normal.
Die Verschlechterung des Blutes zeigt sich dann schon makroskopisch an blasser Farbe.
Es ist erstaunlich, wie trotzdem der Organismus, falls die betreffenden Schädigungen langsam pintreten, unter Umständen beträchliche Zeit imstande ist, dieselben Arbeitsleistungen in körperlicher und geistiger Beziehung zu leisten wie bisher. Ich sah in Afrika mehrfach Leute, welche bei ihrer Ankunft völlig normale Verhältnisse bezüglich des Hb und der Zahl der roten Blutkörper zeigten (85 —90°/ 0 Hb und bis 5 Millionen rote Blutkörper), und welche nach einer Reihe von Monaten nach einem oder mehreren Fiebern nur noch 40—45°/ 0 Hb aufweisen und etwa 3—3 V 2 Millionen roter Blutkörper. Angeblich bestand manchmal vollkommenes Wohlbefinden. Über das Vorhandensein des beträchtlichen Grades der Anämie gibt dann bei solchen durch die tropische Sonne gebräunten Leuten nur die genaue Blutuntersuchung Aufschluli. |
Speziell kann auch unter Umständen die Verdauung und der Appetit scheinbar 1 vollkommen ungestört sein. Auch bei diesen Fällen von leichter chronischer ' Anämie infolge von Malaria findet man einen gewissen Grad von Leukopenie und relative Vermehrung der großen mononukleären Leukocyten.
3. Verringerung des spezifischen Gewichtes des Blutes.
Das spezifische Gewicht ist, abgesehen von dem im Serum enthaltenen Eiweiß ganz besonders abhängig von der Zahl der roten Blutkörper und der Quantität des in denselben enthaltenen Hämoglobins. Eine Verringerung des spezifischen Gewichtes wird daher stets eine gewisse Verschlechterung des Blutes anzeigen. I
Man bestimmt das spezifische Gewicht am einfachsten nach der bekannten Methode von Hammarschlao, indem man durch Mischung von Chloroform (spezifisches Gewicht = 1,485) und Benzol (spezifisches Gewicht = 0,88), in einem Glaszylinder eine Flüssigkeit m. d. spez. Gew. von 1,050 herstellt. (Ausmessen mit Normalaräometer.) Dann läßt man einen Tropfen Blut in die Mischung fallen, und gießt entweder Chloroform oder Benzol so lange zu, bis der Blutstropfen in der Mitte der Mischung schwimmt und nicht mehr nach oben oder unten steigt. In diesem Moment mißt man mit dem Aräometer und hat nun das spezifische Gewicht des Blutstropfens.
A. Plehn fand bei einem Hämoglobingehalt von 90—95 °/ 0 das spezifische Blutgewicht 1060—1063. Weiter fand er, daß eine Abnahme des Hämoglobingehaltes um
x °/o einem Fallen des spezifischen Gewichtes um * tausendstel ungefähr entspricht.
Nach Diaballa, zitiert nach Plehn, entspricht 10 % Hämoglobin 4,46 pro Mille des spezifischen Gewichtes. Man kann die Bestimmung dieses Verhältnisses von Hämoglobin zum spezifischen Gewicht für differentialdiagnostische Zwecke verwenden.
4. Veränderung im Verhalten des Eisengehaltes des Blutes zum Hämoglobin.
Deganello (zitiert nacliAscoLi, Folia hämatolog. 1905, Nr. 4) bestimmte das Eisen mittels des Ferrometers von J olles, das Hämoglobin mittels des Fleische - MiESCHERschen Hämometers und fand bei verschiedenen Formen sekundärer Anämie, auch bei Malaria, das Verhältnis Fe/Hb normal, bis der Hämoglobingehalt ein gewisses Minimum erreichte, welches zwischen 48—56 °/ 0 schwankt. Von diesem Punkte an überschritt der Wert Fe/Hb die Norm um so mehr, je tiefer der Hämoglobingehalt sank. Bei mechanischer Blutentziehung bleibt der Wert von Fe/Hb annähernd normal.
5. Veränderung der Isotonie der roten Blutkörper.
Eine große Bedeutung scheint, besonders auch im Hinblick auf die Lehre vom Schwarzwasserfieber, die sogen. Isotonie zu gewinnen. Man versteht darunter