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Bd. 3 (1906)
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Malaria. 357

Bei der ungemein komplizierten Frage der biologischen Verhältnisse des Blutes, bei dem Zwiespalt der Meinungen über die Pathogenese der Anämien als solcher, ist die Literatur eine fast unübersehbare geworden. Die Schuld daran trägt eine von Jahr zu Jahr reichlicher werdende Nomenklatur, die durchaus nicht immer das Verständnis für den Nichtspezialisten erleichtert. Bez. Details sei auf die Arbeiten von Grawitz, Ehrlich und Lazarus, Rosin, Pappenheim, Engel, Krehl, A. Wolf und viele andere verwiesen.

Im engsten Zusammenhänge mit der Malariaanämie stehen zu­nächst eine Reihe von Veränderungen der einzelnen Blutelemente.

A. Das morphologische Verhalten der roten Blutkörper bei der Malaria.

1. Der infizierten roten Blutkörper.

a) Entfärbung der infizierten roten Blutkörper, welche besonders bei Tertiana schon relativ früh hervortritt,

b) Aufblähung der infizierten roten Blutkörper bei Tertiana,

c) Schrumpfung, Aufklüftung und Verfärbung der durch die Perniciosaparasiten in Italien infizierten roten Blutkörper,

d) Störung der passiven Beweglichkeit der infizierten roten Blutkörper, besonders bei Infektion durch Perniciosa,

e) Punktierung der durch Tertiana- und Perniciosaparasiten infizierten roten Blut­körper.

2. Der nichtinfizierten roten Blutkörper.

Noch Golgi glaubte, daß die Zersürung der roten Blutkörper in mehr oder weniger bestimmtem Zusammenhänge stände mit der Anzahl der Parasiten, welche die roten Blutkörper infizierten. Indeß, es zeigte sich bald, daß speziell bei Perni­ciosa die Blutverarmung durchaus nicht immer in direkt nachweisbarem Zusammen­hänge steht mit der Zahl der im peripheren Blute nachweisbaren Parasiten. Wenn man auch berücksichtigen muß, daß eine Anzahl der Parasiten in den inneren Organen ihre Entwicklung durchmacht, so führte doch schon das Entstehen der postmalarischen Anämien und die Vergleichung mit anderen Infektionskrankheiten zu der Annahme, daß es bei der Blutverarmung der Malariker zur Bildung toxischer Stoffe kommen kann, infolge deren bei längerer Dauer der Infektion auch nicht- infizierte rote Blutkörperchen gewisse Veränderungen degenerativer bzw. regenera­tiver Natur zeigten. Dieselben waren zwar nicht für die Malaria charakteristisch, gaben indeß in Verbindung mit anderen Symptomen wertvolle Hinweise bei der Diagnose.

Bigna.mi verhält sich gegenüber der Annahme von Toxinen, die durch Malaria­parasiten gebildet wären, zurückhaltend. Die Mehrzahl der Forscher aber, auch Manson, Mannaberg, R. Pöch etc. nehmen Malariatoxine an.

Als Ausdruck einer solchen Toxinwirkung hat man nun mehrfach

a) die basophile Körnung (1er roten Blutkörper, angesehen. Bei der diagnostischen Wichtigkeit des Gegenstandes wollen wir uns damit etwas ausführ­licher beschäftigen. Es ist unzweifelhaft ein Verdienst von A. Plehn, daß infolge seiner Untersuchungen über Tropenanämie, die Aufmerksamkeit auf jene Körner bei Malarikern gelenkt wurde.

Man kannte die basophilen Körnungen der roten Blutkörper schon früher durch die Untersuchungen von Ehrlich, Askanazy, Schaumann und anderen. Sie wurden indeß ? da sie basische Farbstoffe aufnahmen, ohne weiteres als Reste von Kernsubstanz, also als karyolytische Erscheinungen aufgefaßt. Eine Besprechung der vielen interessanten Arbeiten über den Gegenstand (Engel, Rosin, Pappenheim etc.) ist unmöglich.