Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
Seite
356
Einzelbild herunterladen
 

356

Dr. Hans Ziemann.

nacli dem Typus (ob intermittierend, kontinuierlich oder remittierend), sind auf­gegeben.

Wir wissen jetzt, daß die Fieber, welche als schwere Soininerherbstfieber sub­tropischer (regenden in Form ron Neuerkrankungen auf treten, als leichte Rezidive im Winter und Frühling sich bemerkbar machen können, obgleich in beiden Fällen dieselben Parasiten der Perniciosa gefunden werden. Wir wissen ferner, daß dieselben Fieber in den Tropen in schwerste Fieber sich wieder verwandeln können, wenn die Resistenz des Organismus herabgesetzt wird.

Auch unregelmäßige Fieber können sich, wie wir sehen werden, in regel­mäßige verwandeln, und umgekehrt.

Selbst die Fieber in langen Intervallen (febres a lunghi intervalli), die früher in der Literatur eine Art Sonderstellung einnahmen, werden nicht mehr als be­sondere Fieberarten anerkannt, sondern einfach als Recidive bezeichnet. Allgemein dürfte nunmehr die Einteilung nach den Parasitenarten durchgeführt sein, welche die betreffenden Fieber verursachen. Wir unterscheiden daher

1. Tertiana, bedingt durch den gewöhnlichen Tertianparasiten.

2. Quartana. bedingt durch den Quartanparasiten. Beide Fieber haben in unkomplizierten Fällen niemals Neigung, perniciös zu werden, zeigen meist steile Fieberkurven und sind leicht durch Chinin zu beeinflussen.

3. Perniciosa, bedingt durch die Gruppe der Perniciosaparasiten. Ich be­tone nochmals, daß der BegriffPerniciosa nicht eo ipso auch den klinischen Be­griff einer ganz besonderen Gefährlichkeit umfassen soll. Er soll eben nur an­deuten, daß die durch jene Parasiten bedingten Fieber, im Gegen­satz zur gewöhnlichen Tertiana und Ouartana, ohne entsprechende Behandlung lebensgefährlich werden können.

Zu den Perniciosafiebern würden demnach gehören die sämt- liehen sog. Soininerherbstfieber der Italiener und die Tropenfieber.

Sacharoff nannte unsere Perniciosa Febris meridiana. R. Koch nannte sie Tropica.

Trotz gewisser kleiner parasitologischer Unterschiede bieten alle diese Perniciosa- fieber klinisch so viel Gemeinsames, daß sie unter allen Umständen zusammen be­sprochen werden müssen.

Zum Verständnis für das Folgende schicke ich nur das eine schon voraus, daß jeder Fieberanfall der Reifung einer Parasitengeneration entspricht. Wir haben daher bei einer einfachen Tertiana alle 2 X 24 Stunden einen Fieberanstieg, vgl. Fig. 18, bei einfacher Quartana alle 3 X 24 Stunden, vgl. Fig. 31, bei der Perniciosa ca. alle 2X24 Stunden, Fig. 34. Die vielen Unregelmäßigkeiten bzw. Ausnahmen gerade in Beziehung auf die Perniciosa haben wir noch zu beleuchten. Diese auf parasitologischerGru ndlage beruhe ndeEinteilung charakterisiert die Fieber auch in klinischer und epidemiologischer Beziehung.

Allgemeine Pathologie der akuten Malariafieber.

Allen Fieberformen gemeinsam und charakteristisch sind eine Reihe von Symptomen, welche wir daher der Reihe nach, entsprechend ihrer Wichtigkeit, besprechen wollen.

I. Anämie und Melanose (Pigmentbildung), II. Fieber, III. Milztumor.

I. Anämie und Melanose.

Malaria ist eine exquisite Erkrankung des Blutes, indem durch die direkte oder indirekte Wirkung der Malariaparasiten eine Anzahl der roten Blutkörper ver­nichtet wird.