Malaria.
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und Senkungen einer Malariakurve sprechen. Indeß gestalten sich die Verhältnisse in "Wirklichkeit sehr verschieden, je nach dem Eintritt der Regen- oder Trockenzeiten und überhaupt den Wasserverhältnissen einer tropischen Malariagegend, ferner je nach den Spezies der Anophelinen, die in der betr. Gegend Vorkommen. Sterben in der Trockenzeit die Anophelinen meist ab, werden wir auch ein Sinken der Malariakurve in der betr. Gegend zu verzeichnen haben. Finden sich trotz der Trockenzeit Wassertümpel bleibender Art, in denen die Anopheles Eier legen können, und stechen die Anophelinen der betr. Gegend auch in der Trockenzeit, so wird die Infektion auch in der Trockenzeit weiter unterhalten. Wir sahen aber, daß in manchen tropischen Gegenden in der Trockenzeit die noch am Leben gebliebenen Anophelinen vielleicht wohl stechen, aber trotz Vorhandenseins von Tümpeln nicht Eier legen, bzw. sogar in eine Art Winterschlaf verfallen. Im letzteren Falle wird die Infektion in der Trockenzeit bald erlöschen, wenn sämtliche Sporozoiten die Speicheldrüsen der infizierten Anophelinen verlassen haben, bzw. degeneriert sind. Weitere Untersuchungen über diesen Punkt sind notwendig.
Vermerkt sei hierbei eine Beobachtung Adie’s in Indien, welcher Malariasporozoiten am Anopheles fuliginosus während der sog. guten Jahreszeit fand. Adie glaubt, daß letzterer die Neuerkrankungen während derjenigen Zeit dort hervorruft, in der die anderen Anophelinen, welche dort Malaria für gewöhnlich bedingen, Myzomyia christo- phersi und culicifacies, vollkommen fehlen.
Im allgemeinen kann man sagen, daß in den Tropen durch- schnittlich die Kurve der Malarianeuerkrankungen gegen Ende der Regenzeit ihren Höhepunkt erreicht. Ich fand dieses Verhalten auch in Westafrika, Liston im nördlichen Dekan etc.
Selbst wer den Zusammenhang zwischen Zunahme der Anophelinen während oder im Anschluß an die Regenzeit und Zunahme der Malarianeuerkrankungen leugnet, bzw. den Zusammenhang zwischen Häufigkeit und Größe der Niederschläge und der Malariahäufigkeit, wird den Zusammenhang zwischen Zunahme der Niederschläge und der Zunahme der Anophelinen einräumen. Vgl. Fig. 11.
Daß die absolute Zahl der stechenden Anophelinen nicht mit der Schwere der Epidemie im Zusammenhänge zu stehen braucht, haben wir schon gesehen. Durchschnittlich steigt die Malariakurve auch in den Tropen einige Wochen nach dem Auftreten der neuen Brut der Anophelinen. Vgl. Fig. 12 mit Fig. 11. In Algier steigt nach Billet die Kurve in den letzten Tagen des Juni an, nachdem Mitte Juni die ersten geflügelten Anophelinen aufgetreten sind.
In der Oase Tuggurt im südlichen Algerien tritt die Malaria schon im Mai auf, ungefähr gleichzeitig mit dem Pyretophorus costalis bzw. chaudoyei Theobald, um erst im September zu verschwinden. Auch in Zanzibar tritt die Malaria nach Friedrichsen gegen Ende der Regenzeit am häufigsten auf und er sah, daß wenn die Regenzeiten länger dauerten, sich auch die Fieberanfälle über eine längere Zeit erstreckten.
Weitere Verschiedenheiten ergeben sich je nach der Beschaffenheit der Regenzeit. Stürzen wie z. B. in Kamerun auf der Höhe der Regenzeit ununterbrochen gewaltige Regenmengen herunter, so kann dann sogar ein Nachlassen in der Menge der Anophelinen auftreten, da die Brutplätze ausgewaschen werden. Auch wenn zwei verschiedene Regenzeiten in einer Gegend sich finden, ergeben sich daraus Verschiedenheiten in dem epidemiologischen Verhalten. Ferner hängt alles ab von der Beschaffenheit des Bodens, ob sich Gelegenheit zur Ansammlung von Wasser findet,