Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
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Dr. Hans Zikmann.

und der Sommerlierbstepidemie bedingt durch den Peruiciosaparasiten. Z. P. soll am Suezkanal in der Nähe von Ismailia die einfache Tertiana zwischen März und Juli den Höhepunkt, erreichen, die Perniciosa im November. Jaxcso beobachtete io Klausenburg im Frühjahr eine Tertiana-, im Sommer eine Perniciosa- und im Herbst eine Quartanaepidemie.

Da nach Jaxcso die einzelnen Parasitenarten nicht sehr er­heblich verschiedene Temperaturen zu ihrer Entwicklung in dem Anopheles gebrauchen, ist es sehr auffallend, daß in den einzelnen Malariagegenden die Frühjahrsepidemie charakterisiert ist durch das Auftreten des Tertianparasiten, die Sommerherbstepidemie durch das Auftreten der Peruiciosaparasiten, der sogenannten Herbstepidemie durch das Auftreten der (Juartanparasiten. Man müßte doch annehmen, daß alle gleichzeitig auf treten könnten. Indeß ist nach Jaxcso diese Verschiedenheit auf eine besondere Eigentümlichkeit der betreffenden Parasitenspezies zurückzuführen, wie man auch keine bestimmte Erklärung dafür hat. daß unter verwandten Pflanzen die einen im Frühling, die anderen im Herbste blühen.

Die nächsten Jahre werden in dieses so hoch interessante Kapitel noch mehr Licht bringen.

Aus den Kurven Celli's geht ferner hervor, daß auch in Italien, wo die armen Bauern sich kein künstlich warmes Klima schatten, Neuerkrankungen an Tertiana bereits im April, Mai und Juni Vorkommen können. Indeß ist dann ihre Zahl viel geringer, als die der gleichzeitig auftretenden Rezidive. Die Verlängerung der Epidemie in manchen Malariaorten Süditaliens bis November, ja Dezember, kann man mit der längeren Andauer einer hohen Außentemperatur erklären. Die Quartana beginnt am spätesten und hört am spätesten auf, vgl. Fig. 9 Nr. 7.

Ein sehr verschiedenes Verhalten zeigen in den einzelnen Teilen Italiens die Rezidive vgl. Fig. 9 Nr. 17. Die Rezidive hängen außer von der biologischen Entwick­lung der Makrogameten vielfach von Schädigungen, welche die Resistenz des Körpers treffen ab, und können bedingt sein durch Arbeiten in der Sonne, Durchnässungen, Mangel an Nahrung, kurz, wie wir noch sehen werden, durch klimatische und soziale Faktoren. Da die letzteren in den einzelnen Gegenden verschieden sind, hat auch das verschiedene Auftreten der Rezidive in den einzelnen Landstrichen nichts Auffallendes.

Wenn man die Kurven Cellis betrachtet, so kommt man unwillkürlich zu dem Schluß, daß auch in der Kurve Doses, Fig. 8 Nr. 2, der Anstieg im April und Mai mindestens in erster Linie durch die Rezidive bedingt ist, welche eventuell durch die Frühjahrsarbeiten und die Unbilden des nordischen Frühlings ausgelöst wurden.

Durch die oben erwähnten Einwürfe, die bei weiteren Forschungen ihre Er­klärung finden können, werden jedenfalls unsere früher formulierten Grundanschau­ungen über die Sporogonie und die Epidemiologie der Malaria nicht umgestoßen.

Epidemiologische Malariakiirven in den Tropen.

In den Tropen liegen die epidemiologischen Verhältnisse insofern anders, als die Temperatur an sich meist das ganze Jahr hindurch zur Reifung der Oocysten in den infizierten Anoplielinen völlig ausreichend ist. Da auch stets gametenhaltiges Blut in den tropischen Malariagegenden sich findet, würde man a priori, das stete Vorhandensein von stechenden Anoplielinen vorausgesetzt, das ganze Jahr hindurch Neuerkrankungen haben können, und wir könnten nicht von erheblichen Steigungen