Part 
Bd. 3 (1906)
Place and Date of Creation
Page
330
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image
 

330

Dr. Hans Ziejiann.

Würde die Malaria z. T. durch die junge Brut der Anoplielinen übertragen, so lösten sich damit auch eine Anzahl anderer Schwierigkeiten, da die Malarianeuerkran- kungen dann mehr, wie man früher glaubte annehmen zu können, an die biologische Entwicklung der Anoplielinen gebunden wären. Wie kommt es z. B., daß in Norddeutsch­land vielfach im August und September Neuerkrankungen nicht mehr erfolgen (vgl. Fig. 8 Nr. 3, 4 u. 5), trotzdem gerade dann die Außenlufttemperatur für die Entwicklung der Oocysten am günstigsten wäre! Warum der schnelle Abfall der Malariakurve im August? Ich habe im September 1900 in den Marschen bei Wilhelmshaven, ebenso in den Malaria­herden des Budjadinger Landes, Anopheleslarven nicht gefunden. Dagegen sollen z. B. in Nordholland, wo die Anoplielinen vom Frühjahr bis zum Herbst häufig sind, die Malarialieber vom Frühjahr bis zum Herbst je nach dem Hange der Außentemperatur als Neuerkrankungen auftreten können.

Mit anderen Worten, in denjenigen Gegenden, in denen die Vermehrung der Ano- phelinen sich hauptsächlich im Frühjahr und Frühsommer abspielt, hätten wir ev. ein früheres Eintreten der Malariaepidemie. In denjenigen Gegenden, in welchen aus lokalen Gründen die Anoplielinen vom Frühjahr bis in den Herbst hinein mehrfach Eier legen können, hätten wir ev. auch bis in den Herbst hinein Neuerkrankungen zu verzeichnen. Wir sahen schon bei der Biologie der Anoplielinen, wie sehr dieselben hinsichtlich der Brutplätze von lokalen, klimatischen und tellurischen Bedingungen abhängig sind. Diese Erwägungen fordern dringend zu weiteren Untersuchungen auf.

Indeß, selbst angenommen, eine Bestätigung von Schaudinns Anschauung würde gefunden, würde doch der größte Teil der Neuinfektionen sich durch den schon erwähnten und längst anerkannten Mechanismus des Kreislaufs (Mensch geflügeltes Insekt Mensch geflügeltes Insekt) erklären lassen.

Epidemiologische Malariakurven in Südeuropa.

Eine grobe Verwirrung herrschte anfangs auch bezüglich der Malariakurven in Italien, wo wir neben der Tertiana auch Perniciosa und Quartana zu betrachten haben. Es galt als Axiom, daß im April und Mai die leichten Frühlingsfieber auf­treten, Ende Juli, August und September die Perniciosa. Später lernte man die Neuerkrankungen von den Rezidiven trennen, und ich gebe in folgendem die sehr instruktiven Kurven Celli s (Atti della soc. ltal. 1904), welche den Mechanismus besser als lange Worte erklären. Wir entnehmen aus denselben, daß die Tertiana- neuerkrankungen hauptsächlich, die Perniciosaneuerkrankungen ausschließlich in die warme Spätsommerzeit fallen. Fig. 9.

Nach Koch erfolgt in den Maremmen von Toskana der plötzliche Anstieg der Malariakurve regelmäßig etwa 3 Wochen, nachdem die Maximaltemperatur 27 0 0 dauernd erreicht oder überstiegen hat. Bei diesem Grade der Maximaltemperatur hielte sich die Temperatur in geschlossenen Räumen auch nachts auf etwa 2425° C, so daß sich die Oocysten gut entwickeln können. Rechnete man 10 Tage auf die Entwicklung der Parasiten in der Mücke, lo Tage auf das Inkubationsstadium der Malaria vom Stich des infizierten Anopheles an bis zum Ausbruch des Fiebers, so wäre die Beziehung des Anstieges der Malariakurve zur Zeit und Dauer der höchsten Maximaltemperatur erklärt. Hiernach müßte man, wie auch Gkassi annimmt, die bis dahin vorkommenden Malariainfektionen als Rezidive betrachten.

Nach Santori (Atti 1900) fällt der Anfang der eigentlichen Malariaepidemie in der Provinz Rom indeß mit derartig überraschender Regelmäßigkeit in die zweite Hälfte des Juli, daß sich diese Tatsache nicht mit den jedes Jahr schwankenden meteorologischen Erscheinungen bis jetzt genügend erklären lassen könne. Dies ist um so auffallender, als in einigen Gegenden im Juni, dicht vor dem epidemischen Anstiege der Perniciosa im Juli und August, keine Malariarezidive von Kranken mit Gameten im Blute gemeldet werden