Malaria.
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Es ist nicht unmöglich, daß es sich um Rezidive oder um Fälle vom abnorm langer Inkubation (Latenz) handelte.
Auch Poskin sah in Matadi am Kongo Malaria, aber keine Moskitos und glaubt daher nicht an die Anophelinen als einzige Überträger, ebenso nicht Montoro de Francesco. Zweifelnd verhalten sich A. Plehx, Gros, Powell, Strohmeyer, Wakefield, E. E. Müller, Doczewsky und L. Chenise. Semeleder sah bei Kordoba bei Mexiko eine berüchtigte Fiebergegend, ohne Moskitos entdecken zu können.
Kein geringerer als Patrtk Maxson sprach noch 1903 die Meinung aus, daß die Moskitos nicht die einzigen Überträger der Malai’ia sein könnten. Nach Maxson spräche auch das explosive Auflodern der Malaria und die rapide Verbreitung derselben gegen die Anschauung, daß der Mensch der einzige Zwischenwirt wäre. Man kann nur immer wieder betonen, daß die Angaben über Malariaherde ohne Anophelinen bis jetzt aus den erwähnten Gründen mit Zweifel aufzunehmen sind.
In seinem neuesten Werke (Lectures on tropical diseases 1905) erklärt aber auch Maxson, daß nichts für eine andere Möglichkeit der Übertragung der Malaria " als durch den Moskitostich spräche. (Vgl. frühere Angaben über Kamerun.)
^ 51 an hat ferner behauptet, daß man auch
5. Malaria in unbewohnten Gegenden
bekommen könnte, wo also Mensch und Mücke kaum oder nur im geringen Grade als Wirte der Malariaparasiten in Frage kommen könnten. Einen sicheren Beweis für diese Behauptung, die Mozzetti auch bezüglich einiger Landstriche in Erythräa aussprach, hat man noch nicht erbringen können.
Weiteres zur Epidemiologie der Malaria.
Wir erwähnten schon, daß die Malaria in allen Fiebergegenden in den wärmeren Jahreszeiten auftritt, daß also im allgemeinen in der kühleren Jahreszeit keine Neuinfektionen erfolgen. Im Einklang damit steht auch, daß in den Speicheldrüsen der überwinternden Anophelesweibchen weder in Italien noch in Nordeuropa Sporozoiten gefunden wurden (Schoo, Ziemanx, Martini).
Martiraxo hat inAtella, einem der schlimmsten Malariaherde der Erde, unter den überwinternden Anophelinen nach dem November keine Infektion mehr gefunden. In einem anderen gefährlichen Malariaherde in Tuturano wurde im März und April 1903 unter 400 Anophelinen, die in den Häusern der Malariker gefangen wurden, kein einziger infiziert gefunden, und die ersten Infektionen fanden sich erst in der Hälfte des Juni.
Schoo sah im Oktober und November die letzten Neuinfektionen.
Ich selbst fand ausnahmsweise noch im Anfang Oktober 1901 in Tossens bei Wilhelmshaven auf dem dunklen Boden einer Lehrerwohnung Hundertevon Anophelesweibchen, von denen einige frisch gesogen hatten und ein Exemplar sich als infiziert durch Tertiana herausstellte. Das kleine Töchterchen des Lehrers litt an chronischer Tertiana.
Die neue Epidemie entstellt erst, wenn die vollentwickelten Anophelinen das gametenhaltige Blut der Rezidivkranken saugen und zur Entwicklung der Oocysten die nötige Temperatur finden. Das Minimum der Malariaerkrankuugen liegt daher allgemein in Europa im Dezember-Februar.
Das komplizierte Kapitel wird am einfachsten und übersichtlichsten, wenn wir nunmehr kurz die epidemiologischen Malariakurven der einzelnen Malariagegenden zunächst für sich und dann vergleichend untereinander betrachten.
Vorher aber seien noch k u r z die B e zie h u ng e n d e r B e f ru c h t u n g und überhaupt der Sporogonie zur Außentemperatur erwähnt. Das