Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
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Dr. Hans Ziemann.

nis zwischen der Zahl der Anophelinen und der Zahl der Neuerkrankungen bestehen. Dasselbefindet sich auch in manchen anderen Gegenden. Indeß herrscht in Kamerun, wie ich schon früher mit A. Plehn betont, auch ein auffälliges Mißverhältnis zwischen der geringen Zahl der im peripheren Blute auftretenden Malariaparasiten und der Schwere der klinischen Symptome. Erinnern wir uns ferner daran, daß ein Anopheles mehrere Leute hintereinander infizieren kann.

Plehn zitiert, daß Anfang November 1900. als die Trockenzeit begonnen hatte, auf dem Kanonenboot Habicht, welches auf dem sog. Slip an Land in Duala repariert wurde, innerhalb 4 Wochen 44 Neuerkrankungen auftraten, ohne daß es den Schiffs­ärzten gelang Anopheles aufzufinden. Ich fing später in den nahen Hütten der farbigen Arbeiter einige wenige Anophelinen noch nach Eintritt der Trockenzeit, Ende Dezember, speziell 1905.

Es gelang außerdem einmal, in der Trockenzeit au Bord eines Wörmann- dampfers zwei Anophelen zu fangen, als in Duala trotz aller Mühe kein Anopheles zu finden war. Von diesen zeigte der eine Sporozoiten in den Speicheldrüsen, sie waren möglicherweise an einem anderen Küstenplatze an Bord geflogen. Die Regen- und Malariazeiten sind an der westafrikanischen Küste verschieden, da der meteorologische Äquator durch den Süden Kameruns geht, so daß Nord- und Süd­kamerun verschiedene Regenzeiten haben. Ähnliches dürfte sich an anderen Küsten auch finden. Diese Schiffsmoskitos dürften manchen rätselhaften Fall von Neu­erkrankung bei Leuten, die nach Ankunft in der Trockenzeit erkrankten, erklären.

Maiitiiiano machte ferner aufmerksam auf das zuweilen auffällige

3. Mifsverhältnis in der Zahl der infizierten Anophelinen und der Zahl der

Malariakranken.

In Trinitapolis in Italien fanden sich trotz der vielen Rezidive die Anophelinen nur in 2,5 °/ 0 infiziert, und es erkrankten kaum 1,8% d er Kinder und der Neuankömmlinge an frischer Infektion. (Zitiert nach Celli. Atti de la Soc. Ital. p. gl. st. d. Malaria. 1904.)

La Bkanca fand im Ager Romanus und in Apulien unter 1420 Anopheles, die vom März bis zum November gesammelt wurden, nur 1 von 164 im August und 3 von 103 im September infiziert. Schoo fand unter seinen gefangenen Anophelen auch nur 1,5 % infiziert. In Algier erreichte die Zahl der infizierten Anophelen nach den Gebrüdern Sergent 1903 kaum 1,66%, während die Zahl der Fieberkranken unter den Eingeborenen 48,5% war. A. Plehn fand in einem der gefährlichsten Malarialänder, in Kamerun, von ca. 860 Anophelen nur 2,2 % infiziert. Dagegen fand Daniels von Anophelinen, die im Laufe von 219 Tagen nach ein oder mehrfachem Saugen starben, durchschnittlich 47,5 % infiziert.

Die Widersprüche in den Angaben lösen sich, wenn man die Orte intensivster Infektion in den Eingeborenendörfern (in der Nähe der Brutplätze) zur Zeit der Fieber­saison aufsucht und die Zahl der dann gefundenen Infektionen bei den Anophelinen als Basis aufstellt. Die Infektion schwankt sehr je nach der Saison und der Ano­phelesspezies. Unter diesen Voraussetzungen fand ich als Maximum der Infektion bei den Anophelinen in einer Negerhütte in Duala sogar 16,6% infiziert, d. h. zwei von 16 Anophelen, während ich anfangs bei mehreren Hunderten von Anophelinen in Duala 1899/1900 überhaupt keine Infektion der Anophelinen gefunden hatte.

4. Malaria angeblich in Gegenden ohne Anopheles wollen einige Autoren beobachtet haben.

Soulier, der in fast allen Orten von Algier die ätiologischen Beziehungen von Anopheles und Malaria bestätigt fand, sah in einer Gegend mit Erdumwälzungen Zugänge an Malaria, trotzdem seit zwei Monaten kein Anopheles mehr gefangen werden konnte.