Malaria.
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auftrat, daß Feldarbeiter mehr erkrankten, während z. B. die Seeleute auf hoher See oder in einiger Entfernung von den Malariaküsten nicht erkrankten. Auch die Bewohner von Anhöhen, die sich über der Malariaebene erhoben, schienen verschont zu bleiben.
Vor allem wurde die Häufigkeit und das explosionsartige Auftreten der Malaria im Anschluß an große Erdarbeiten, wo es zu Durchwiihlungen des Bodens kam, beobachtet. Vgl. die Epidemien beim Bau des Hafens von Wilhelmshaven, Bau der Panama- Eisenbahn usw.
Wie auch Rüge richtig hervorhebt, war aber mit dieser sog. Erdboden-Lufttheorie das Auftreten von Malariahausepidemien nicht zu erklären. Man sah nämlich die Malaria oft nur in bestimmten Häusern auftreten, deren Bewohner unter ganz denselben Lebensbedingungen sich befanden, wie die Bewohner naher, von Malaria nicht heimgesuchter Häuser, die dieselbe Luft atmeten, dasselbe Wasser tranken usw.
M a 1 a r i a ü b e r t r a g u n g durch Moskitos.
Die schon erwähnten Experimente Ross’, Grassi’s, JBigxami’s, Bastianelli’s und anderer bewiesen dann, daß jedenfalls die Malaria durch Moskitos und zwar durch Anophelinen, übertragen werden könnte.
Für die Übertragung durch Moskitos sprachen auch zwei weithin bekannt gewordene Versuche, die auf Veranlassung Mansox's angestellt wurden.
a) Zwei Doktoren der Londoner School of tropical Medicine, Sambon und Low, wohnten 1900 in der römischen Campagna während der Fiebersaison, wo jeder Fremde mit fast unfehlbarer Sicherheit an Malaria erkrankt. Dieselben teilten das Leben der Einwohner, suchten aber ihr moskitosicheres Haus auf, ehe die Moskitos anfingen zu schwärmen, tranken auch dasselbe Wasser wie die dortigen Landleute. Trotzdem erkrankten sie nicht an Malaria.
b) Manson wurden aus Italien Anopheles geschickt, die mit Tertiana infiziert waren. Manson’s Sohn und ein anderer Arzt ließen sich von diesen Moskitos in dem völlig malariafreien London stechen und erkrankten beide an typischer Tertiana. Manson’s Sohn hatte sogar ein Rezidiv.
Wir werden bei der Besprechung der Prophylaxe sehen, daß es durch intensiven Schutz gegen Moskitostiche überhaupt geliugt, sich gegen Malaria zu schützen, und dies spricht dafür, daß die Anophelesstiche tatsächlich auch den einzigen Modus der Malariaübertragung darstellen. Die wiederholten Versuche italienischer und englischer Autoren, sowie Verfs., auch unter den anderen stechenden Insekten, wie Culexarten, Sandflöhen usw. Malariaüberträger zu finden, blieben bis jetzt negativ.
Man kann jetzt mit positiver Sicherheit sagen, daß, wo keine Anophelinen gefunden wurden, bis jetzt auch keine Malaria festgestellt wurde.
Als Beispiele führe ich unter anderen die Inseln Samoa in der Siidsee, Barbados in Westindien, Goree bei Dakar, letztere 2500 Meter von der Küste entfernt, an. Die Zahl könnte noch vermehrt werden. Auf der Insel Mondoleh bei Victoria (Kamerun), wo ich 33 % der Bevölkerung malariainfiziert sah, fand ich zwar trotz allen Suchens in den Hütten nie Anophelinen. Indeß konnten dieselben sehr wohl nachts mit dem Landwinde von dem 400—500 m entfernten, sogenannten Victoriasumpfe herübergelangen, wie das auch einige intelligentere Neger behaupteten. Auch mitten in malariainfizierter Gegend können Anopheles- und damit auch Malaria-freie Gegenden gefunden werden, z. B. das Küstensanatorium Suellaba in Kamerun, welches auf einer sandigen, in das Meer weit vorspringenden Landzunge liegt.
Man glaubte daher anfangs, daß überall, wo der Anopheles vorkäme, die Gegend malarisch oder malariaverdächtig wäre und konstruierte eine Koinzidenz zwischen der Häufigkeit der Anopheles und der Häufigkeit und Schwere der Malaria.
Mense, Handbuch der Tropenkrankheiten. III. 21