Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
Seite
286
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Die vitale Tätigkeit, die das Chromatin während der Kernteilung entfaltete, zeigt sich auch noch bei den Tochterparasiten, indem das Chromatin derselben, ehe sie als Merozoiten den HIutterparasiten verlassen, eine gekrümmte oder stäbchenförmige Form annimmt. Auch Abschnürungen kleiner Chromatinpartikelchen können, wie schon bei der endoglobulären Entwicklung, Vorkommen.

Man findet bei der Teilung durchaus nicht immer die regelmäßigen Morula­formen, wie sie Golgi beschreibt, und ich habe seine Befunde schon früher mit der Art seiner Präparation (ziemlich starker senkrechter Druck auf das Deckglaspräparat des lebenden Blutes) erklärt,

Die Größe der jungen Merozoiten beträgt l r 22 1 ,2 «. Die Differenzen in der Größe der von demselben Mutterkörper stammenden Merozoiten sind also zuweilen nicht unbeträchtlich, doch ich habe das bis jetzt nicht auf geschlechtliche Differen­zierung der jungen Merozoiten in ungeschlechtliche und geschlechtliche zurückführen können. Taf. IX Fig. 20.

In den freien Merozoiten liegt das Chromatin bald mehr in der Mitte des Plasma­leibes, bald an der Peripherie. Die jungen Merozoiten zeigen bei Beobachtung im ge­heizten Objekttiseli eine schwache amöboide Beweglichkeit und nach Schaudinn auch peristaltische Kontraktionen und Krümmungen, sicherlich in weit schwächerem Maße wie die später zu beschreibenden Sporozoiten. Im gewöhnlichen Präparat des lebenden Blutes sieht man davon nichts. Sie dringen im Zeitraum von einer halben bis einer Stunde in die roten Blutkörper ein. Erwähnt sei noch kurz, daß das Chromatin in den verschiedenen Entwicklungsstadien sich verschieden färbt. Z. B. färbt sich das Chromatin der jüngeren Seliizonten karminrot, während der Schizogonie mehr dunkel violett (vgl. Taf. IX Fig. 5, 16 u. 19). Diese Unterschiede in den Chromatinfärbungen sind so zu erklären, daß der Eiweißgehalt im Chromatin desselben Zellkerns je nach den physiologischen Zu­ständen ein wechselnder sein kann. Auch Argutinsky und Marc sahen diese intensivere Violettfärbung der Kerne während der Schizogonie.

B) Geschlechtsformen oder Gameten des Tertianparasiten.

Allgemeines über die Gameten der Malariaparasiten.

Man beschrieb schon früher gewisse Parasitenformen (Gameten) bei allen .Malariainfektionen, die sich von den bisher beschriebenen Formen der Seliizonten durch gewisse Merkmale unterschieden. Wir können daher die Gameten hier allgemein ab handeln. Die besonderen Eigentümlichkeiten der Gameten der Perniciosa, der sog. Halbmoude, werden bei Erörterung der Perniciosaparasiten zu betrachten sein. Es handelt sich bei den Gameten um große sphärische Körper von der Größe eines reifen Seliizonten und darüber mit mehr oder weniger beweg­lichem Pigment, die nicht zur Teilung schreiten, resistent gegen Chinin sind, also auch noch nach dem Fieber im Blute weiter auftreten können, Taf. IX Fig. 25, 29, 47, 49, Taf. XI Fig. 15, ferner um die aus den Sphären entstehenden Geißel­körper. Taf. IX Fig. 26, 50 11 . 51.

Laveran faßte bald nach seiner Entdeckung der Malariaparasiten, als er die Schizogonie derselben noch nicht kannte, die Geißelkörper als höchste Entwicklungsstufe der Malariaparasiten auf. Die Mehrzahl der Autoren, Grassi, Feletti, Marchiafava, Bignasii und andere, hielten aber diese Formen für sterile. Auch Verf. hielt sie, da selbst mit seiner verbesserten Färbung keine Kernteilung zu sehen war, für dem Unter­gänge geweihte Gebilde. Bekanntlich nehmen auch absterbende Zellen runde Formen an, in deren Innern tanzende Granulationen auftreten können. Tatsächlich konnten im Leichenblut noch 11 bzw. 14 Stunden nach dem Tode spärliche Parasiten mit lebhaft tanzendem Pigment gefunden werden. Es sprach das damals gewiß nicht für eine vitale Erscheinung. Es gelang infolge der vergleichenden Untersuchung aller Blutparasiten