Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
Seite
283
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Malaria.

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Man darf diese Nahrungsvakuole auch nicht mit der achromatischen Zone ver­wechseln, wie das mehrfach geschehen ist. Nahrungsvakuole bedeutet in gefärbten Prä­paraten eben nur die vom Plasmaringe des Parasiten umgebene Zone, die achromatische Zone die das Chromatinkorn (Schaüdinns Karyosom) unmittelbar umgebende helle Zone.

Das Chromatin liegt bei den Schizonten im Verlaufe der Ringfigur und zwar meist im dünnsten Teile derselben. Wir wollen hier nicht weiter auf die viel dis­kutierte Frage eingehen, ob die Malariaparasiten während des ersten Teiles ihrer Entwicklung den roten Blutkörpern nur angeschmiegt liegen und erst später in die Substanz derselben einsinken, oder ob sie gleich direkt in dieselben eindringen. Laveran und andere Forscher, wie Argutinsky, Paniciii usw. huldigen der ersteren Ansicht. Es scheint aber, daß jedenfalls der Tertian- und Quartanparasit ziemlich bald nach der Bildung der Merozoiten aktiv in die roten Blutkörper eindringt, während dagegen die Perniciosaparasiten noch einige Zeit dem Rande des roten Blutkörpers angeschmiegt liegen bleiben können (Taf. X Fig. 2). Man kann, wie Schaudinn beim Tertianparasiten beobachtete, direkt das Eindringen der Merozoiten in den roten Blutkörper bemerken (s. Näheres bei Lühe).

Zirka 6 Stunden nach dem Fieberanfall hat der Parasit schon eine Größe von etwa 5 (i erreicht, und bemerkt man nun die ersten, außer­ordentlich feinen, hellbräunlichen Pigmentkörnchen in der Nähe des Kerns, welcher jetzt auch im lebenden Präparat meist deutlich als stärker lichtbrechender Fleck mit einem Durchmesser von 1IV 2 fi zu sehen ist.

In den folgenden Stunden verliert sich die einfache Ringform mehr und mehr, und es treten die mannigfaltigsten amöboiden, band- und schleifenartigen Formen auf (Taf. XI, 2 u. 3, Taf. IX, 3).

Man muß sich, wie auch Rüge hervorhebt, bei der Präparation, um nicht durch Verzerrung und Druck Kunstprodukte zu erhalten, der peinlichsten Sorgfalt befleißigen. Sonst kann man auch Parasiten, welche eben in die Substanz der roten Blutkörper ein­dringen wollen, von dem Rande derselben losreißen, so daß Parasiten außerhalb des roten Blutkörpers erscheinen, die es in Wirklichkeit nicht mehr sind.

Das Pigment nimmt von jetzt an immer mehr zu und zeigt starke Beweg­lichkeit.

Mittlerweile ist im Plasma des infizierten roten Blutkörpers, sobald der Tertianparasit etwa x /3 desselben eingenommen, auch eine eigenartige Veränderung aufgetreten, w'elche, von Schüffxer ent­deckt, von Maurer, Rüge und anderen genauer studiert ist. Man s i e h t i m g e - färbten Präparat bei starker Romanowsky- Färbung, besonders nach Er­hitzen der Farbflüssigkeit, eineAnzahl feinster, r 0 1 g e f ä r b t e r T ü p f e 1 c h e n, w'elche mit zunehmendem Wachstum des Malariaparasiten immer größer w'erden, ohne an Zahl selbst zuzunehmen (Taf. IX Fig. 6).

Die Bedingung für das Zustandekommen muß nach Maurer also schon vorher in dem roten Blutkörper gelegen haben. Nach Schaudinn ist das Zustandekommen der Tüpfelung so zu erklären, daß der Parasit zunächst die resorbierbaren Bestandteile des roten Blutkörpers aufsaugt. Das entstehende Manko wird durch Flüssigkeitsaufnahme ersetzt. Es kommt infolgedessen zu Quellung und Hypertrophie des infizierten roten Blutkörpers, während die nicht verdauten, fein verteilt gewesenen Kernreste, welche von dem früheren Kern des roten ßlutkörpers her übrig sind, in Form von größerwerdenden Konglomeraten ausfallen. Diese Tüpfelung findet sich auch in den von geschlecht­lichen Tertianparasiten infizierten roten Blutkörpern.

Zuweilen sieht man nach Schüffner auch in den vom Quartanparasiten infizierten roten Blutkörpern einige dunkel färbbare Schleifen und Flecke, die man als Vorstufen einer Tüpfelung auffassen kann.