Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
Seite
267
Einzelbild herunterladen
 

Die im Blute schmarotzenden Protozoen und ihre nächsten Verwandten. 267

artigen Erhebungen der Haut führen, welche miteinander verschmelzend ausgedehnte höckrige Hautwucherungen bilden, die sich an der Peripherie immer weiter aus­breiten, ohne daß es an den zuex*st ergriffenen Hautstellen zur Heilung kommt. Auch auf dem Wege der Lymphbahnen kann die Krankheit sich weiter verbreiten und zu einer Allgemeininfektion führen, bei der Lunge, Leber, Milz, Nieren und Geschlechts­organe erkrankt gefunden wurden. Auch in diesen inneren Organen kam es zur Bildung kleiner Knötchen, die durchaus an Miliartuberkeln erinnerten, in denen aber anstatt der Tuberkelbazillen die als Coccidioides bezeichneten eigentümlichen Parasiten gefunden wurden. Kam es an den erkrankten Hautstellen zur Geschwürsbildung, so wurden diese Parasiten auch massenhaft in dem eitrigen Sekret der Geschwüre gefunden. Alle bisher bekannt gewordenen Fälle endeten tödlich, wenngleich die Dauer der Krankheit sehr verschieden war und in einem Falle fast 10 Jahre betrug, während ein von diesem Falle aus durch Impfung infizierter Affe in weniger wie einem Monat erlag und ein anderer Mann, bei welchem die Krankheit mit einem Ausschlag auf der Stirn begann, 3 Monate nach dem Beginne des Leidens starb.

Einige in Frankreich von Morestin und Milian, sowie Duret und Cornil be­obachtete Hautwucherungen, die durch frühzeitige Extirpation geheilt wurden, könnten nach Blanchard mit dieser sonst, wie gesagt, bisher nur in Amerika beobachteten Er­krankung vielleicht identisch sein. * Ferner will Seeber zwei Fälle von Nasenpolypen auf Coccidioides -Infektion zurückführen.

Die Parasiten, welche die geschilderte Affektion hervorzurufen scheinen, sind be­schälte kugelige Körper von 330 y Durchmesser, welche sich in den Riesenzellen der Granulationsgeschwülste bis zu zehn Stück fanden. Die doppelt konturierte Cystenhülle umschließt einen granulierten protoplasmatischen Inhalt, deren Kern jedoch noch nicht nachgewiesen ist. Im Inneren dieser Cyste soll es dann zu einer lebhaften Vermehrung kommen, die zur Bildung zahlreicher, sporozoitenähnlicher Fortpflanzungskörper führt. Die Entdecker hielten diese Parasiten für Coccidien, weshalb ich die Erkrankung hier erwähne. Daß es sich wirklich um Coccidien gehandelt haben sollte, ist jedoch höchst unwahrscheinlich, wie bereits Blanchard betont hat, der freilich geneigt ist, wenigstens an der Sporozoennatur der Parasiten festzuhalten. Nur weitere Untersuchungen können über ihre Bedeutung Aufklärung verschaffen.

Literatur über Coccidien. 1 )

1900 Blanchard, R., Les coccidies et leur röle pathogöne. (Causeries scientifiques d. 1.

Soc. zool. de France, Annee 1900. Nr. 5.) 8°. 40 p. 12 figs. Paris.

1900 Lühe, M., Ergebnisse der neueren Sporozoenforschung. I. Entwicklungscyklus der Coccidien. (Centralbl. f. Bakter. etc. I. Abtlg. Bd. XXVII. Nr. 1011. p. 368 bis 384, 9 Fig.; auch als p. 120 des auf p. 77 zitierten erweiterten Sonderabdrucks.) 1903 Derselbe, Die Coccidien-Literatur der letzten vier Jahre. (Zoolog. Zentralbl. X. Jahrg. Nr. 18/19. p. 617661.)

1903 Mesnil, F., Les travaux recents sur les Coccidies. 8°. 14 p. (Extr. d. Bull, de

lInst. Pasteur. T. I. Nr. 1213.)

1903 Metzner, Rud., Untersuchungen an Coccidium cutiiculi. I. Teil. (Arch. f. Protistenkde. Bd. II. H. 1. p. 1372, Taf. II.)

1903 Minchin, F. A., The Sporozoa Order 2. Coccidiidea. (A Treatise on Zoology, ed.

by E. Ray Lankester. London. 8°. p. 204238, Fig. 4767.)

1900 Schaudinn, F., Untersuchungen über den Generationswechsel bei Coccidien. (Zoolog.

Jahrb., Abt. f. Anat. Bd. XIII. H. 2. p. 197292, Taf. 1316.)

1902 Derselbe, Studien über krankheitserregende Protozoen. I. Cyclospora caryolytica Schaud., der Erreger der perniciösen Enteritis des Maulwurfs. (Arb. a. d. Kaiserl. Gesundheitsamt. Bd. XVIII. H. 3. p. 378-416, Taf. XIIXIII. 1 Textfig.)

1905 Siedleck i, M., Uber die Bedeutung des Karyosoms. (Bull, de lacad. des sei. de Cracovie, classe des sei. matli. et nat. Octobre. p. 559581, Taf. XVI.)

J ) Vgl. die Vorbemerkung auf S. 76.