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Bd. 3 (1906)
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Dr. Max Lühe.

wohl entsprechend einer Vermutung Giiassi's auf einen chemotaktischen Einfluß des Sekretes dieser Drüse zurückzuführen sein.

In den Speicheldrüsen finden sich die Sporozoiten vor allem in dem die einzelnen Drüsenzellen erfüllenden Sekrete. Mit diesem gelangen sie in den Speichel­gang und beim nächsten Stich der Mücke in die Blutbahn des warmblütigen Zwischen­wirtes (Mensch bzw. Vogel).

Die jederseits in der vorderen Hälfte des Thorax der Mücke gelegenen Speichel­drüsen sind bereits in Ed. II S. 51 f. besprochen worden. In Ergänzung des dort Ge­sagten sind hier nur noch einige Einzelheiten hervorzuheben.

Nachdem die Mücke gestochen hat, bieten die Speicheldrüsen kein merklich anderes Bild als vorher. Es wird also jedesmal nur ein sehr kleiner Teil des in den Drüsenzellen gebildeten und aufgespeicherten Sekretes entleert. Daher kann auch ein und dieselbe Mücke die Parasiten auf mehrere Personen übertragen.

Jede der beiden Drüsen ist dreilappig (vgl. auch Fig. 35 auf S. 161) und einer dieser drei Drüsenschläuche ist wesentlich kürzer als die beiden anderen. Er liegt an seinem vorderen Ursprung dorsal von den beiden längeren, kommt aber mehr nach hinten zu zwischen diese längeren zu liegen, von denen nur der eine seine ventrale Lage behält, der andere dagegen sich mehr dorsalvvärts wendet.

Nach Nuttali. und Shibley sind bei dem Weibchen von Anopheles maculipennis der kürzere Drüsenschlauch im Mittel 0,510 mm und die beiden längeren 0,880 mm lang bei einem durchschnittlichen Durchmesser von 0,085 mm. Beim Männchen ist freilich die Speicheldrüse viel schwächer entwickelt; der grüßte Drüsenschlauch, den Nuttall und Shipley gemessen haben, war nur 0,212 mm lang und 0,051 mm dick.

Alle drei Drüsenschläuche sind in ihrer vorderen Hälfte von einer chitinigen Kuti- kula ausgekleidet (vgl. Fig. 58), die sich in den Ausführungsgang der Drüse fortsetzt, in der hinteren Hälfte der drei Drüsenschläuche aber nicht mehr nachweisbar ist. Die Schläuche unterscheiden sich aber nicht nur durch ihre Form, sondern auch durch ihr Sekret. Dasjenige des kurzen Driisenschlauches ist homogener und färbt sich leicht mit Hämatein, dasjenige der beiden langen Drüsenschläuche ist stärker granuliert und färbt sich nur sehr wenig mit Hämatein. Mit dieser Verschiedenheit des Sekretes dürfte es Zusammenhängen, daß die Sporozoiten des Proteosoma vorwiegend in den kurzen D rüs e n s ch 1 au cli eindringen. Bei den menschlichen Malariaparasiten konnte aber eine ähnliche Vorliebe für den kurzen Drüsenschlauch nicht nachgewiesen werden.

i) Einflufs der Temperatur auf die Sporogonie.

Unter den Bedingungen, die zum normalen Ablauf der Sporogonie der Malaria­parasiten im Körper der Mücke erforderlich sind, haben die Temperaturverhältnisse besondere Beachtung und Bedeutung erlangt. Es zeigte sich, daß jede Erhöhung oder Erniedrigung der Temperatur über bzw. unter ein bei ca. 2530° C liegendes Optimum die Entwicklung verlangsamt. Länger dauernde Abkühlung auf ca. 16 bis 14° C und darunter verhindert die Sporogonie vollständig; nur wenn diese Ab­kühlung erst nachträglich einsetzt, nachdem die Sporogonie bei günstigerer Tempe­ratur bereits begonnen hat, ist die Hemmung keine absolute, können vielmehr einzelne Sporonten ihre Entwicklung zum normalen Abschluß bringen, während allerdings auch in diesem Falle gleichzeitig zahlreiche andere Sporonten degenerieren. Im einzelnen lassen die verschiedenen Arten der Malariaparasiten in dieser Abhängig­keit von der Temperatur geringe Verschiedenheiten erkennen.

Systematische Versuche über diese Einflüsse der Temperatur haben im Anschluß an einige Angaben Grassis Schoo und Jancsö angestellt. Es ergibt sich hiernach speziell für den Tertianparasiten, daß die Sporogonie bei 30° in ca. 89 Tagen beendet ist. Bei 2425° C erforderte die Sporogonie aber bereits 10 Tage (nach Jancsö) bis 12 Tage (nach Schoo). Bei 18° fand Schoo eine Dauer von 18 Tagen, bei Temperaturen, die zwischen 18 und 20° bzw. 19 und 22° schwankten, Jancsö entsprechend eine solche