Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
Seite
245
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Die im Blute schmarotzenden Protozoen und ihre nächsten Verwandten. 245

1. Die indifferenten Sporozoiten besitzen nach Schaudinn die typische Trypano- somenform mit Blepharoblast und undulierender Membran. Sie dringen nicht in rote Blutkörperchen ein, sondern heften sich nur äußerlich an diese an (vgl. S. 227 f.).

2. Die weiblichen Sporozoiten sind weniger lebhaft beweglich als die in­differenten und auch nicht mehr trypanosomenförmig. Sie dringen in das Innere der Erythrocyten ein (vgl. S. 225 f.).

3. Die männlichen Sporozoiten sind ähnlich den männlichen Trypanosomen­formen von Hciemoproteus (vgl. S. 158) wenig lebensfähig und gehen bereits inner­halb der Oocyste zu gründe.

Die indifferenten und die weiblichen Sporozoiten gelangen dagegen durch Bersten der Oocyste in das Lakunom der Mücke und damit in den Blutstrom, welcher sie mit sich fortführt. Anfänglich in alle möglichen Organe gelangend, sammeln sie sich doch sehr bald in den Speicheldrüsen an. In einem Falle hat Schaudinn auch festgestellt, daß die Sporozoiten des menschlichen Tertianparasiten durch Eindringen in die Eierstöcke der Mücke die Vererbung der Infektion vermittelt hatten. Indessen scheint diese Vererbung zu selten zu sein, als daß sie für die Malariaepidemiologie von praktischer Bedeutung wäre. Waren doch Ross, Grassi u. a. sogar zu dem Resultate gekommen, daß eine solche Vererbung überhaupt nicht festzustellen sei!

Die morphologischen Entwicklungsvorgänge, welche der Parasit bei der Vererbung der Infektion der Mücke durchmacht, sind noch unbekannt und vorläufig nur durch einen Vergleich mit Haemoproteus verständlich (vgl. S. 169).

Eig. 58.

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Teil eines Querschnittes durch den dorsalen Drüsenschlauch einer Speicheldrüse von Anopheles maculipennis mit Sporozoiten des Perniciosaparasiten. .

(Nach Grassi aus Lang.)

1 Eettkörper. 2 Kutikulare Auskleidung des Drüsenganges, dessen Lumen von Drüsen­sekret mit quergeschnittenen Sporozoiten erfüllt ist. 3 Sporozoiten in Drüsenzellen.

4 Sekreterfüllte Drüsenzellen.

Das Eindringen der Sporozoiten in die Speicheldrüsen der Mücke wird wahrscheinlich durch ihre aktiven Bewegungen veranlaßt. Die eigentümliche Anziehungskraft, welche die Speicheldrüsen auf die Sporozoiten ausüben, ist aber noch nicht ausreichend erklärt. Daß die Sporozoiten in bzw. an keinem anderen Organ längere Zeit verweilen, ist wohl ebenso die Folge passiver Vorwärtsbewegung durch den Blutstrom wie ihre anfängliche Zerstreuung im ganzen Körper der Mücke. Daß die Speicheldrüse in dieser Beziehung eine Sonderstellung einnimmt, dürfte