Die im Blute schmarotzenden Protozoen und ihre nächsten Verwandten. 241
Der den Darm umgebende bindegewebige Fettkörper, welcher vielfach infolge der Dünne der Tunica elasticomuscularis die Malariaparasiten direkt zu umschließen scheint, gehört der Darmwand nicht mehr an.
Eine aktive Encystierung der Malariaparasiten innerhalb der Tunica elastico- muscularis nach Analogie der Encystierung der Oocysten der Coccidien findet nicht statt. Wohl glaubten anfänglich Grassi und Schaudinn eine solche annehmen zu müssen. Nähere Untersuchung lehrte jedoch, daß die den Parasiten umgebende Kapsel kein Produkt des Parasiten selbst ist, sondern nur ein integrierender Teil der Tunica elasticomuscularis des Stechmückendarms, deren strukturlose Beschaffenheit eine von dem Parasiten abgeschiedene Cyste vorzutäuschen vermag.
Stets bleiben die Parasiten durch diese sie umschließende Kapsel an dem Darme der Stechmücke fixiert. Es kann zwar bei ihrem weiteren Wachstum Vorkommen, daß sie soweit aus der Darmwandung hervorragen, daß sie nur noch wie mit einem Stiele an dieser befestigt erscheinen. Aber niemals kommt es zu einer völligen Loslösung. Übrigens kann der Parasit auch trotz der Regel, daß er bei seinem Heranwachsen aus dem Niveau der benachbarten Magenwandung nach außen hervortritt, einen stärkeren Druck auf das Epithel ausüben und dessen Zellen nicht nur abflachen, sondern auch noch gegen das Darmlumen zu vorbuckeln.
Die in der Darmwand der Mücke schmarotzenden Entwicklungsstadien der Malariaparasiten bezeichnen wir als S p o r o n t e n. Der Sporont und die ihn umgebende Kapsel werden unter der gemeinsamen Bezeichnung Oocyste zusammengefaßt.
Die Zahl der Malariaparasiten, welche sich in einer einzigen Mücke entwickeln, kann eine sehr große sein. Grassi hat ihrer an einem einzigen Anophelendarm über 500 beobachtet. Daß die Ansiedlung der Parasiten in der Regel auf die hinteren beiden Drittel des erweiterten, der Kürze wegen in der Malarialiteratur meist als Magen be- zeichneten Abschnittes des Mitteldarmes beschränkt ist. wurde bereits oben gelegentlich der Schilderung der Ookineten erw'ähnt.
Nach seiner Ansiedlung in der Tunica elasticomuscularis des Mückenmagens verkürzt und verdickt sich der Sporont etwas, wird zunächst spindelförmig und alsdann eiförmig (vgl. Taf. VII Fig. C, 20). Bei den kleinsten, schon eiförmig gewordenen Parasiten fand Grassi den größten Durchmesser 5 den kleinsten 4 ft lang. Die weitere Entwicklung dieser Sporonten zeigt dann große Ähnlichkeit mit den entsprechenden, bereits oben geschilderten Entwicklungsvorgängen bei Leucocytozoon. Wie bei diesem findet zunächst ein erhebliches Wachstum statt, welchem die elastische, von der Tunica elasticomuscularis gebildete Kapsel keinerlei Hindernis entgegenstellt. Dieses Wachstum erfolgt aber sehr ungleichmäßig, so daß auf demselben Entwicklungsstadium stehende Sporonten sehr verschiedene Größen zeigen können. Die kleinsten reifen Sporonten der menschlichen Malariaparasiten, welche Grassi beobachtete, hatten einen Durchmesser von 30 p, und selten geht nach demselben Autor diese Größe über 60 « hinaus. Nur je einmal fand Grassi einen Sporonten von 70 bzw. 90 u- Durchmesser. Ziemann hat dagegen in Kamerun bisher 44 /u als Höchstmaß gefunden.
Das Pigment liegt bei den jungen Sporonten in der Nähe der Oberfläche (vgl. Taf. VII Fig. C, 21). In älteren Stadien entfärbt es sich allmählich und wird mitunter so stark zerstört, daß es überhaupt nicht mehr auffindbar ist. Wenn es aber noch nachweisbar bleibt, liegt es in diesen älteren Stadien mehr in der Tiefe, um schließlich in einem der später zu besprechenden Restkörper zurückzubleiben. Bei dem in Fig. 56 dargestellten Sporonten und bei anderen gleichaltrigen Parasiten derselben Mücke habe ich die kristallinische Form der Pigmentkörner nicht mehr deutlich erkennen können, während die doppelte Lichtbrechung vollständig erhalten war.
Gleichzeitig mit dem Wachstum der Sporonten geht wie bei Leucocytozoon
Mense, Handbuch der Tropenkrankheiten. III. 16