Die m Blute schmarotzenden Protozoen und ihre nächsten Verwandten. 227
Dieser Auffassung vermag ich mich freilich nicht anzuschließen. Christy hat auch die geschilderte Art des Eindringens nicht im Leben verfolgt, sondern aus einer .Reihe von Einzelbeobachtungen kombiniert. Noch dazu sind diese Einzelbeobachtungen nur zum kleinen Teil am lebenden Objekt, meist vielmehr an gefärbten Präparaten angestellt worden. Bei einer derartigen Kombination ist die Gefahr irrtümlicher Aneinanderreihung von Stadien, die gar nichts miteinander zu tun haben, sehr groß. Sind doch z. B. früher auch stets die Gametocyten der Malariaparasiten in die Wachstumsreihe der Schizonten mit eingeschaltet worden. Ich glaube, daß auch Christy der Gefahr einer irrtümlichen Kombination nicht zusammengehöriger Stadien nicht entgangen ist. Mir ist die Mechanik eines derartigen Eindringens mittels mehrerer wurzelartiger Ausläufer nicht recht verständlich und daher schon a priori das von Schaudinn am lebenden Objekt in andauernder Beobachtung direkt verfolgte Eindringen von einem anstatt von mehreren Punkten aus ganz erheblich wahrscheinlicher. Würde doch auch ganz im Gegensatz zu den Beobachtungen Schaudinn’s die von Christy angenommene Art des Eindringens innerhalb der ganzen Protozoen völlig ohne Analogie dastehen. Denn wenn auch gewisse Gre- garinen sich mit Hilfe einer größeren Anzahl wurzelartiger Ausläufer in dem Darmepithel ihrer Wirte fixieren, so dringen doch in diesem Palle nur diese wurzelartigen
Eindringen des Sporozoiten von Eimeria schubergi (Schaud.) in die Darmepithelzelle von Lithobius forficatus. (Nach Schaudinn.)
Ausläufer in das Epithel ein, während die Gregarine selbst völlig außerhalb desselben verbleibt. Vielleicht ist Christy durch die auf S. 230 f. erwähnten flagellatenförmigen Merozoiten getäuscht worden, welche sich in seinen Präparaten an Erytlirocyten angelagert haben könnten und welche dann von ihm irrtümlich als Vorstufen der Entwicklung intraglobulärer Ringe aufgefaßt wurden, oder aber er hat Jugendstadien der gleich zu erwähnenden extraglobulären Parasiten vor sich gehabt.
Selbst wenn nicht auch schon die Untersuchung älterer Entwicklungsstadien, namentlich im lebenden Zustande, Anhaltspunkte dafür lieferte, daß in der Tat die Malariaparasiten (oder doch wenigstens ein Teil derselben) im Inneren der Erythro- cyten schmarotzen, so würden doch die vorstehend wiedergebenen Beobachtungen Schaudinn’s zum sicheren Beweise eines solchen intraglobulären Sitzes genügen. Eine andere Frage aber ist es, ob dieses intraglobuläre Schmarotzen allgemein gültige Regel ist, wie ich selbst dies noch bis vor kurzem angenommen habe. Diese Annahme scheint nicht berechtigt zu sein. Es scheinen vielmehr neben den intraglobulären auch extraglobuläre Formen der Malariaparasiten im Blute des Menschen vorzukommen.
Wie bereits erwähnt, sind besonders Panichi und Argutinsky neuerdings für die Auffassung eingetreten, daß die Malariaparasiten auf den Erytlirocyten schmarotzen, und Schaudinn ist jetzt zu einer teilweisen Bestätigung dieser Auffassung gekommen, nachdem er es gelernt hat, die verschiedenen Formen der Sporozoiten (indifferente, weibliche und männliche, wie bei den Trypanosomen) zu unterscheiden. In der vorstehend ge-
Fig. 54.
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