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Dr. Max Lühe.
Wirte: Bhipicephalns appendiculatus Neum. *) und Bhipicephalns simus Koch.
Verbreitung: Ost- und Südafrika, nach Angaben von Dschunkowsky und Lühs anscheinend auch Transkaukasien.
Pathogene Bedeutung: Erreger des ostafrikanischen Küstenfiebers oder Rhodesia-Fiebers.
Bau: Die kleinste der bisher bekannt gewordenen Babesien und gekennzeichnet durch charakteristische Stäbchenformen (Taf. VIII Fig. 28), die nach Theiler allerdings in ähnlicher Weise auch als Immunformen beim gewöhnlichen (bisher noch stets auf Babesia bigemina bezogenen) südafrikanischen Redwater auftreten. Von Babesia bovis und Babesia bigemina ist aber die Babesia parva wohl jedenfalls verschieden, da jene Stäbchenformen bisher weder in Europa noch in Nordamerika beobachtet sind. Der Kern liegt in den Stäbchen stets an dem einen Ende. Die Stäbchen selbst werden nach meinen Beobachtungen kaum 3 fi lang, während ihre Dicke meist unter 1 / 2 n zu bleiben scheint. Bei den dicksten von ihnen birgt das Protoplasma meist eine kleine, in der Regel endständige und zwar dem Kern gegenüber liegende Vacuole. Neben diesen Stäbchen kommen auch kleinste Ringformen vor. Birnformen sind aber mit Sicherheit noch nicht beobachtet worden. Wo sie in Südafrika neben den Stäbchen gefunden wurden, schien es sich um eine Mischinfektion von Kiistentieber mit gewöhnlichem Redwater zu handeln. Koch führt auf eine ähnliche Mischinfektion auch die in Fällen gewöhnlichen Redwaters beobachteten und von Theiler als Immunformen der Babesia bigemina aufgefaßten Stäbchenformen zurück.
Jedenfalls unterscheidet sich Babesia parva schon morphologisch wesentlich von allen anderen Babesien. Nach Theiler soll es aber auch weiterhin noch dadurch eine Sonderstellung einnehmen, daß es nicht möglich ist, die Infektion durch Einspritzung parasitenhaltigen Blutes zu übertragen (von R. Koch nur z. T. bestätigt, da nach wiederholter Impfung Parasiten im Blute nachweisbar waren, wenn auch die schwere Erkrankung stets ausblieb), sowie dadurch daß die Infektion von den Zecken nicht vererbt wird, da Zecken-Larven, deren Mütter das Blut kranker Rinder gesogen hatten, in keinem Falle die Krankheit übertrugen. Immerhin ist bezüglich dieses letzteren Punktes noch weitere Bestätigung erforderlich, da der Einwand gemacht werden kann, daß die bei den Versuchen benutzten Larven vielleicht nur noch zu jung waren (vgl. hierzu S. 198). Nur in einem Falle nämlich wurden am 15. Februar Larven von Bhipicephalns simtis an ein Rind angesetzt, die bereits am 20. Januar begonnen hatten auszuschlüpfen. Sonst waren, soweit diesbezügliche Angaben vorliegen, die bei den Versuchen benutzten Larven noch erheblich jünger; speziell diejenigen des als Hauptwirt der Babesia parva angesehenen Bhipicephalns appendiculatus waren nur 4—10 Tage alt. ln der Tat hat R. Koch durch Aussetzen von im Laboratorium erzüchteten Zeckenlarven auf eine Weide einen neuen Infektionsherd schaffen können.
4. lietbesiu oris (Babes).
Syn.: Haematoeoccns ovis Babes, Babesia ovis Starcovici, Piroplasma ovis Laveran, Amoebosporidium polyphagum Bonome.
Zwischenwirt: Schaf.
Wirt: Bhipicephalns bnrsa Can. et Fanz., welche den Parasiten aber nur als erwachsene Zecke, nicht als Larve oder Nymphe zu übertragen vermag, auch wenn sie selbst bereits erblich infiziert ist (Motas).
Verbreitung: Rumänien, Balkanhalbinsel, Italien.
Pathologische Bedeutung: Erreger des Carceag.
In neuerer Zeit hauptsächlich von Motas studiert.
*) In den ersten Publikationen von Lounsbury und Theiler über die Übertragung des Küstenfiebers durch die südafrikanisiehe „brown tick“ wurde diese noch nicht Rh. appendiculatus, sondern Rh. shiplcyi Neum. genannt.