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Dr. Max Lühe.
Die Schädigung der Blutkörperchen durch die Parasiten ist verhältnismäßig gering, anscheinend infolge des -wiederholten Wechsels der Wirtszelle.
Diese Schilderung der Entwicklung und Vermehrung der ungeschlechtlichen Generationen gilt, wie noch besonders betont sei, zunächst nur für den im Blute von Glaucidium noctua schmarotzenden Haemoproteus noctuae. Es ist ja nicht unwahrscheinlich, daß auch andere Formen sich ähnlich verhalten, indessen bleibt dies für jede einzelne noch erst nachzuweisen.
Allgemein scheint jedenfalls die Wachstumsperiode bei den Haemoproteus- Arten von langer Dauer zu sein. Mit den Angaben Schaudinn’s über Haemoproteus noctuae steht es in gutem Einklang, wenn Gbassi und Feletti bei Haemoproteus passeris, Celli und Sanfelice bei Haeynoproteus columbae, Labbü bei Haeynoproteus alaudae die Dauer von Wachstums- und Vermehrungsperiode zusammen auf 8 bzw. 7—8 Tage schätzen.
Die Vermehrung selbst ist aber außer von Schaudinn noch nie mit Sicherheit beobachtet worden. Labbü hat freilich für Haemoproteus alaudae und friynjillae eine multiple Vermehrung der Halteridieuform geschildert. Diese Angaben sind aber der Bestätigung bedürftig. Kein anderer Autor hat bisher jemals eine Vermehrung der Halte- ridien beobachtet. Allerdings sind auch gerade die Parasiten von Lerche und Buchfink seit Labbü nie wieder untersucht worden und mit Recht warnt Schaudinn davor, Beobachtungen, die bei einer Art gemacht worden seien, durch vorzeitige Verallgemeinerung auch auf andere Arten zu übertragen. Schaudinn selbst hält es deshalb für möglich, daß die Parasiten von Lerche und Buchfink im Gegensatz zu denen des Steinkauzes sich ähnlich wie die Malariaparasiten durch multiple Teilung vermehren, während sie auf den Erythrocyten schmarotzen. Zu meinem Bedauern muß ich aber doch demgegenüber die Richtigkeit der Angaben von Labbü über die Vermehrung von Haeyyioproteus alaudae und fringillae wieder in Zweifel ziehen. Die ungeschlechtlichen Iialteridienformen sind etwas amöboid beweglich und haben infolgedessen einen etwas unregelmäßigen Umriß, der besonders bei den mehr herangew T achseuen Formen hervortritt (vgl. Taf. VI Fig. 5). Besonders auffällig pflegen die buckeligen Hervorwölbungen des Umrisses au den beiden Polen des bohnen- bis hantelförmigen Parasiten zu sein, w T elclie völlig ausgefranst erscheinen können. Ich selbst habe dies bei Haeynoproteus passeris beobachtet und bereits Celli und Sanfelice schildern es für Haeyyioproteus noctuae. Zur Zeit der Hämosporidien- arbeit Labbü’s war nun die Technik der Kernfärbung für die Blutprotozoen noch wenig ausgebildet und ich vermute deshalb, daß Labbü durch eine derartige Ausfransung der Pole des Parasiten getäuscht worden ist und einfache Protoplasmabuckel für sich abschnürende Sporen gehalten hat. Ich werde in dieser Auffassung noch besonders bestärkt durch eine Abbildung, wrnlche Celli und Sanfelice von Haeyyioproteus noctuae publiziert haben (Taf. VI Fig. 33 ihrer Arbeit) und welche die erwähnte Ausfransung an den Polen des Parasiten in so starkem Maße zeigt, daß jeder, der nur diese Abbildung betrachtet, auf den Gedanken kommen müßte, daß hier Sporen abgeschnürt werden und z. T. sogar bereits abgeschnürt sind. Und doch betonen Celli und Sanfelice im Text ihrer Arbeit ausdrücklich, daß sie bei Haemoproteus niemals die Vermehrung beobachten konnten, und daß diese Vermehrung in der Tat in ganz anderer Weise sich abspielt, ist ja von Schaudinn gerade für diese selbe Art nachgevüesen worden. Meine Absicht, die Frage mit freundlicher Unterstützung von Herrn J. Thienemann- Rossitten noch durch Untersuchung von Haemoproteus fringillae einer Machprüfung zu unterziehen, hat bisher zu keinem Resultat geführt, da ich in einigen Buchfinken von der Kurischen M’ehrung keine Protozoen gefunden habe.
d) Die Gesclilechtsfornien von Haemoproteus im Vogelblut.
Nicht alle bei der ungeschlechtlichen Vermehrung entstandenen kleinen Trypanosomenformen wachsen jedoch wieder in der geschilderten Weise zu einer neuen ungeschlechtlichen Generation heran. Ein Teil derselben entwickelt sich vielmehr zu den Geschlechtsformen und zwar wird diese Entwicklung anscheinend auch bei Haemoproteus noctuae ähnlich wie bei den -weiter unten zu besprechenden Malaria-