Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
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Dr. Max Lühe.

scheint seine Versuche mit diesen Tabaniden angestellt zu haben; dieselben sind aber nicht absolut beweisend, da die Übertragung nur nach einem Intervall von weniger wie 24 Stunden gelang, so daß die Möglichkeit einer nur unter den künst­lichen Bedingungen des Experiments erfolgten mechanischen Übertragung vorliegt (vgl. S. 121). U Versuche, das Schicksal der Trypanosomen in den der Übertragung verdächtigten Stechfliegen aufzuklären, sind überhaupt noch nicht gemacht worden, oder es ist doch längere Zeit nach dem Blutsaugen in dem Magen der Fliege ver­gebens nach Trypanosomen gesucht worden. Penning, der gegenüber Schat die Übertragung durch Stomoxys und llacmatobiu entschieden bestreitet, denkt außer an Tabaniden auch noch an Chrysops.

Verbreitet ist Tryp. evnusi und die durch dieses erregte Surra vor allem in Indien und Indonesien (Java, Sumatra). Von dort aus ist vor wenigen Jahren die Einschleppung nach Mauritius und nach den Philippinen erfolgt und bereits- früher anscheinend auch nach Afrika (vgl. S. 127128).

Von morphologischen Eigentümlichkeiten des Surraparasiten ist nur folgendes anzuführen:

Länge 2230 //, inr Mittel 25//, bei Pferden sogar bis zu 35//; auf die freie- Geißel entfallen davon ca. 6 y: Breite 1,02,5//.

Das Hinterende ist nach allgemeiner Angabe spitzer als bei Tryp. brucei. Immerhin ist dieser Unterschied nach Kempner und Pabinowitsch nicht durch­greifend, da der Grad der Zuspitzung des Hiuterendes bei beiden Arten schwanke (vgl. auch Fig. 22 auf S. 118). Kern und Blepharoblast ähnlich wie bei Tryp. brucei , doch bilden Laveran und Mesnjl den Kern an der Grenze von vorderem und mittlerem Drittel ab, also abweichend von Tryp. brucei und übereinstimmend mit Tryp . lewisi. Das Plasma soll nach Laveran und Mhsnil in der Kegel weniger reich an chromatischen Granulationen sein als bei Tryp. brucei.

Agglomeration und Vermehrung durch Zweiteilung ähnlich wie bei Tryp . brucei.

Die Bewegung der lebenden Trypanosomen ist insofern lebhafter als bei Tryp. brucei , als sie nicht nur in Schlängelungen an Ort und Stelle besteht, sondern mit einer Ortsbewegung verbunden ist, die das Tier häufig aus dem Gesichtsfeld entrückt, was doch bei Tryp. brucei nur äußerst selten zu beobachten ist.

Die Unterscheidung des Surraparasiten von dem an die Tsetse­fliege gebundenen Tryp. brucei stößt bei unseren derzeitigen Kenntnissen noch auf gewisse Schwierigkeiten. Nicht selten sind deshalb beide Parasiten für identisch erklärt worden und sogar Laveran und Mesnil halten die Differentialdiagnose zwischen beiden Arten für unmöglich bei spät liebem Material. Untersuchung der lebenden Trypanosomen auf ihre Bewegungsweise scheint noch am leichtesten zum Ziele zu führen. Ich bin aber überzeugt, daß die Schwierigkeit der Unterscheidung zum großen Teile auf unseren un­genügenden Kenntnissen über die Entwicklungsweise des Surraparasiten beruht.

Auf Differenzen zwischen verschiedenen Formen (indifferenten, weiblichen, männlichen), die sicher auch beim Surraparasiten vorhanden sind, ist bisher über­haupt noch nicht geachtet worden. Andererseits haben neuerdings Novy und McNeal Unterschiede gefunden zwischen dem Surraparasiten von Mauritius und dem Surraparasiten von den Philippinen.

Die Trypanosomen von Mauritius waren länger und hatten eine stärker entwickelte undulierende Membran und eine längere freie Geißel wie diejenigen von den Philippinen, auch erschien bei ersteren das Ende der Geißel dicker. Der Blepharoblast lag bei denen

J ) Um mechanische Übertragung dürfte es sich auch gehandelt haben, wenn Mus- orave u. Clegg angeben, daß s e die Surraparasiten von Hund auf Hund, von Kalte auf Ratte und von Ratte auf Hund durch Vermittlung von Flöhen hätten übertragen können (vgl. S. 111).