Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
Seite
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Die im Blute schmarotzenden Protozoen und ihre nächsten Verwandten.

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selbe erfolgt durch Zweiteilung im Prinzip in völlig entsprechender Weise wie bei den gewöhnlichen (indifferenten) Formen. Nur die Kernteilung liefert etwas andere Bilder.

Zu einem erschöpfenden Einblick in diese Verhältnisse waren allerdings die von mir bisher beobachteten Teilungsstadien noch nicht zahlreich genug. Ich habe aber den Eindruck gewonnen, daß bei diesen breiten Formen von Tryp. brucei der Kernteilung die Gruppierung des Chromatins zu acht Chromosomen vorausgeht, daß jedes dieser Chromo­somen sich einzeln teilt und daß dann die so entstandenen Tochterchromosomen wieder zu den beiden neuen Kernen zusammentreten. Indem die Chromosomen sich bei ihrer Teilung stark in die Länge strecken und hierbei annähernd parallel zueinander und an­nähernd quer zur Längsachse des Kernes einstellen, kann ein sehr charakteristisches, mehrmals von mir beobachtetes Bild entstehen, welches an Tonnenreifen erinnert und welches auch bereits Pbowazek gesehen hat. Bei der Kernteilung scheint sich aber auch ein besonderer Innenkörper zu individualisieren, um dann eine ähnliche zerstemmende Wirkung zu entfalten wie bei den gewöhnlichen Trypanosomenformen.

Mehrfach beobachtete ich auch Kernteilungsbilder, die mit einer Vermehrung nichts zu tun zu haben, sondern vielmehr Reduktionsteilungen darzustellen schienen und auf eine derartige Kernreduktion möchte ich es auch zurückführen, wenn ich mehrfach dem Kern eines dieser anscheinend weiblichen Individuen einen kleineren Chromatinkörper ziemlich dicht anliegen sab, dessen größter Durchmesser dann annähernd tangential zur Kernoberfläche und quer zur Längsachse des Tieres gerichtet war. In einem Falle schien sich dann noch eine zweite Reduktionsteilung anzusohließen, indem ein geteilter Innen- körper gerade im Begriff schien den Kern abermals zu zerstemmen, so daß das ganze Kernbild lebhaft an die Abbildung erinnerte, welche Prow t azek von der zweiten Keduk- tionsteilung der im Magen von Haemaiopinus ihren Reifung-prozeß durchmachenden Ge­schlechtsform des Tryp. brucei gegeben hat (vgl. Fig. 13 & auf S. 108).

Jedenfalls verdienen diese Kernteilungen bei den breiten Formen von Tryp. brucei genauere Untersuchung an der Hand eines möglichst reichlichen Materiales.

Eine besonders große Variabilität des Tryp. brucei hat kürzlich R. Koch be­tont und zw r ar außer den großen Verschiedenheiten der Virulenz, die von anderer Seite in einem späteren Kapitel dieses Handbuchs besprochen werden w T ird, auch die je nach dem Wirtstier veränderliche Gestalt und Größe: klein mit stumpfem Hinterende im Blute von Ratten, Hunden und Rindern, groß mit spitzem lang ausgezogenem Hinterende im Blute von Pferden; mit auffallend langen Geißeln im Blute von Kaninchen und Hunden, mit sehr kurzen Geißeln im Blute der Schweine. Ein Urteil über diese auf den Unter­suchungen von Plimmer und Bradford beruhenden Angaben ist aber um so weniger möglich, als Laveran und Mesnil bei ihren ausgedehnten Untersuchungen diese Unter­schiede nicht bestätigen konnten.

Der in der Tsetsefliege erfolgende Teil der Entwicklung von Tryp. brucei ist noch völlig unbekannt, dementsprechend dann natürlich auch die Art der Übertragung. Mehrfach ist sogar die Auffassung vertreten worden, die Übertragung der Parasiten durch die Tsetsefliege erfolge lediglich mechanisch. Dies ist jedoch schon im Hinblick auf die besser bekannten Blutparasiten wenig wahr­scheinlich. Dagegen spricht auch vor allem die Tatsache, daß die Tsetsefliege, nachdem sie sich mit Blut vollgesogen hat, zunächst dieses Blut verdauen muß, bevor sie zu neuer Blutaufnahme befähigt ist (Sander), sich also in dieser Be­ziehung ganz wie die Culiciden verhält. Unter den Bedingungen des Experimentes können diese Verhältnisse freilich eine Störung erfahren, sobald die Fliege gehindert wird sich ganz vollzusaugen. In diesem Falle gelingt es, alsbald noch ein anderes Tier von ihr stechen zu lassen, und hierbei mag eine mechanische Übertragung der Trypanosomen möglich sein. Auf die Art der natürlichen Infektion darf aber aus einem derartigen gelungenen Versuch kein Rückschluß gezogen werden. Es scheint vielmehr zweifellos, daß die Trypanosomen ähnlich wie andere Blutparasiten in der