Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
Seite
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Dr. Max Lühe.

1904 Derselbe, Sur les affinites de VHerpetomonas subulata et la phylogenie des Trypa- nosomes. (lbid. p. 615617.)

1904 Prowazek, S., Die Entwicklung von Herpetomonas , einem mit den Trypanosomen verwandten Flagellaten. (Arb. a. d. Kaiser]. Gesundheitsamte. Berlin. Bd. XX. p. 440452.)

Trypanoplasma .

Während die überwiegende Mehrzahl der flagellaten Blutparasiten nur eine einzige Geißel besitzt, kommen bei Fischen in anscheinend recht weiter Verbreitung zweigeißlige Formen vor, für die wegen dieses charakteristischen Unterschiedes gegenüber den Trypa­nosomen die besondere Gattung Trypanoplasma gebildet worden ist. Man hat drei ver­schiedene Arten derselben unterschieden: 1. Trypanoplasma borreli Lav. u. Mesn. aus Scardinius erythrophthalmus, 2. Trypanoplasma cyprini M. Plehn aus Cyprinus carpio und 3. Trypanoplasma varium Lüg. aus Cobitis barbatula. Die Selbständigkeit dieser Arten erscheint indessen noch zweifelhaft und Keysselitz, dem wir bisher die genauesten Angaben über diese Flagellaten verdanken, der sie auch noch bei einer Reihe anderer mitteleuropäischer Süßwasserfische fand, vermutet, daß diese Trypanoplasmen alle zu einer einzigen Art gehören, die dann den Namen Trypanoplasma borreli zu behalten hätte.

Besondere Bedeutung für die Lehre von den im Blute schmarotzenden Protozoen überhaupt haben diese Trypanoplasmen erlangt, seit Schaudinn und Prowazek den Ver­such gemacht haben, die Trypanosomen von Trypanoplasma-'^. hnlichen Formen abzu­leiten, so daß diese letzteren hiernach die primitivsten aller Blutparasiten darstellen würden. Eine etwas nähere Besprechung verdient Trypanoplasma borreli aber auch deswegen, weil wir dank den Untersuchungen von Keysselitz seinen Entwicklungskreis kennen gelernt haben. Diese Untersuchungen beziehen sich speziell auf die Parasiten von Cyprinus carpio , Tinea tinca und Abramis brama, welche durch einen Egel (Piscicola geometra) übertragen werden.

Die Trypanoplasmen haben eine Länge von 1240 n- Ihre oberflächliche Plasmaschicht, das Ektoplasma oder der ,,Periblast' 1 , färbt sich wie bei Ilhaphimonas bei ROMANOWSKY-Färbung rot im Gegensatz zu dem blauen Innenplasma und läßt sich auf Mazerationspräparaten als feines Häutchen abheben. Im Innern finden sich zwei Kerne von verschiedenem Bau und verschiedener Bedeutung, Hauptkern und Geißelkern. Der Hauptkern, welcher bei dem Stoffwechsel eine Rolle spielen dürfte, kann seinen Platz nicht unerheblich wechseln 1 ) und zeigt auch wechselnde Form und wechselnden Bau. Ohne auf die Details der komplizierten Veränderungen einzugehen, sei nur angeführt, daß an seinem Aufbau sich acht Chromosomen be­teiligen (wir werden diese selbe Zahl bei den Trypanosomen wiederfinden) und daß er einen Innenkörper besitzt, welcher bei der Teilung als Zentralspindel wirkend den Kern zerstemmt, also ähnlich dem Karyosom der Coccidien wirkt (Fig. 2). Der andere Kern (Blepharoblast) steht mit dem Geißelapparat in Beziehung. Er ist ein längliches stabförmiges Gebilde, gleichfalls mit einem Innenkörper und acht läng­lichen Chromatinbrocken (Chromosomen?). Dicht vor ihm liegen nahe beieinander zwei Basalkörner, von deren einem die freie vordere Peitschengeißel entspringt, während von dem anderen Basalkorn eine zweite Geißel ihren Ursprung nimmt, die zunächst als verdickter Saum einer undulierenden Membran sich längs des Zelleibes hinzieht, um dann am Hinterende des Tieres frei zu enden. Die Länge der Geißeln wechselt beträchtlich. Keysselitz vermutet deshalb, daß der ganze Apparat entsprechend der Plasmamenge beständig umreguliert wird. Nach innen zu geht von den beiden Basalkörnern, ähnlich wie bei Herpetomonas , ein starker

>) Nach Keysselitz. Ich selbst habe ihn beim Trypanoplasma des Karpfens bisher stets an derselben Stelle gefunden, wo ihn auch die Abbildungen anderer Autoren zeigen.