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Verkehrsgeographische Betrachtungen über die Eisenbahnen in den französischen Kolonien / von Sigismund v. Jezewski
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Bahn zum Ausdruck, die Stationen sind stark befestigt, mit Schieß­scharten versehen und zur Verteidigung gegen feindliche Angriffe mit Militär besetzt. 38 )

Von politischen und strategischen Gesichtspunkten aus ließe sich endlich auch ein Projekt rechtfertigen, an dem keine Arbeit über die Verkehrswege von Nordwestafrika vorübergehen kann, das Projekt der Saharabahn, der großen, gegen 3000 km langen AVüstenlinie von Algerien zum Niger oder zum Tschad.

Seitdem im Jahre 1859 der General Hanoteau zum ersten Male von dem Tage gesprochen, an welchem Timbuktu von Algier in 6 Tagen mit der Bahn erreicht werden könnte, nachdem 1878 der Ingenieur Duponchel seine bekannte Schrift veröffentlicht hat, ist dieser Plan immer wieder aufgetaucht. Daß bei dem heutigen Stande der Eisenbahntechnik dem Bahnbau keine unüberwindlichen Schwierigkeiten mehr entgegenstehen, dürfte allgemein anerkannt sein. Ob aber diesem Schienenwege jemals ein lohnender Verkehr beschieden sein würde, das steht auf einem anderen Blatte, und die Ansicht hat viel für sich, daß der Ausbau der Verkehrswege am Senegal und Niger auch den letzten Best des heutigen Sahara­handels an sich ziehen und eine gänzliche Verödung der alten Karawanenstraßen mit sich bringen werde. 34 )

Trotzdem kann aber für Frankreich eine solche Eisenbahn­linie von unschätzbarem Werte sein als eine Verbindung zwischen seinen beiden großen afrikanischen Kolonialreichen, die im Kriegs­fälle kein Gegner ernstlich bedrohen könnte.

2. Die Eisenbahnen von Französisch-Westafrika.

Bildet im Verkehrswesen von Algerien und Tunis das Fehlen schiffbarer Wasserstraßen einen bemerkenswerten Zug, so ist es in den westafrikanischen Besitzungen Frankreichs eine bedeutende Binnenwasserstraße, der Ober- und der Mittellauf des Nigers, welche hier der Verkehrspolitik von jeher die Bichtung gewiesen hat. Mit Becht betrachtet man heute in Frankreich das Tal dieses

33 ) Hübner, Eine Pforte zum schwarzen Erdteil S. 99102.

34 ) Courau a. a. 0. 179182; Leroy-Beaulieu, Le Sahara, le Soudan et les chemins de fer transsahariens, Paris 1904; E. de Renty, Les chemins de fer coloniaux en Afrique, 3 e partie 399ff.; Geogr. Jahrbuch XXVII S. 9.