Druckschrift 
Verkehrsgeographische Betrachtungen über die Eisenbahnen in den französischen Kolonien / von Sigismund v. Jezewski
Entstehung
Seite
19
Einzelbild herunterladen
 

19

der Zeit noch nicht kennt. Die Karawanen ans dem Süden kommen heute noch wie in alter Zeit nach dem Norden, sie bringen Datteln, Teppiche, Straußenfedern, und kehren zurück, mit Getreide, mit Waffen und Munition, mit allerlei Fabrikwaren beladen. 28 ) In ganz Algerien werden, den Eisenbahnlinien entlang, weite Trans­porte zu Wagen ausgeführt. Sehr übel hat diese Konkurrenz der Wagen seinerzeit der Linie von Arzew nach Saida und Modzbah, die damals noch der Compagnie Franco-Algerienne gehörte, mit­gespielt. Gelegentlich eines Aufstandes, der im Jahre 1881 an der marokkanischen Grenze ausgebrochen war, hatte die Militär­verwaltung im ganzen Lande eine große Anzahl Fuhrwerke requiriert. Nach Beendigung der Expedition blieben alle diese Wagen in der Gegeud und haben die Eisenbahngesellschaft, die ohnehin nicht glänzend gestellt war, beinahe ruiniert. 29 )

Den Schluß unserer Ausführungen sollen nunmehr einige Betrachtungen bilden über die Bedeutung, welche den Eisen­bahnen des französischen Nordafrika in politischer und strate­gischer Hinsicht zukommt. Gewiß sind die wirtschaftlichen Forderungen bestimmend für den Betrieb und Verkehr der Eisen­bahnen, den Schlüssel zum Verständnis für die Anlage des ganzen Netzes aber bildet ihre strategische Bedeutung, die Bolle, welche ihnen bei der Unterwerfung und Beherrschung des Landes, bei der allmählichen Erweiterung der französischen Herrschaft zu­gefallen ist.

Wenn schon in dem ersten Programme vom Jahre 1857 jene große zur Küste parallel laufende Linie von Oran nach Constantine erscheint, so konnten es noch keine wirtschaftlichen Rücksichten sein, aus denen diese Querverbindung entstand, es war vielmehr der Wunsch, möglichst schnell Truppen von einem Ende der Kolonie zum andern werfen zu können, es war die so gewähr­leistete Möglichkeit, jeden Aufstand in kürzester Frist niederwerfen zu können. Und militärische Interessen sind fast bei jeder Linie.im einzelnen zu verfolgen. Selten nur ist der Fall wie bei der Bergwerksbahn nach Tebessa, die noch vor Entdeckung der Phosphate gebaut, ursprünglich zur besseren Überwachung der tunesischen Grenze dienen sollte, daß dieser strategische Zweck

- 8 ) Reclus 625; Wahl 394. 20 ) Courau 169.